Page 29 - OSP Einblicke 1-2022
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Es ist direkt nach den Vorfällen ein Shitstorm mit Hassbot-
         schaften und Morddrohungen auf Sie niedergegangen.
         Wie sind Sie damit umgegangen?
         Das hat mir den Boden unter den Füßen komplett weggezo-
         gen, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte und mir
         Sachen vorgeworfen wurden, von denen ich mich immer di-
         stanziert habe. Es war so schlimm, als Tierquälerin bezeichnet
         zu werden, weil ich immer eine Bindung zu meinen Pferden
         aufgebaut habe, ich bin mit Pferden aufgewachsen, geritten,
         seit ich sechs Jahre alt war. Weltweit an den Pranger gestellt
         zu  werden,  war  das  Schlimmste,  was mir  passieren  konnte.
         Schlimmer sogar als die recht abstrakten Morddrohungen.

         Sie wurden mit dem Vorwurf der Tierquälerei angezeigt,
         die Angelegenheit ist mittlerweile geklärt, Sie wurden für
         unschuldig erklärt und mussten 500 Euro an eine gemein-
         nützige Organisation zahlen. Haben Sie sich trotzdem im
         Verlauf der ganzen Geschichte irgendwann mal schuldig
         gefühlt?
         Ja natürlich. Ich hätte mir gewünscht, dass ich anders gehan-
         delt hätte. Mir war auch bewusst, dass es für das Pferd absolut
         keine angenehme Situation war. Aber gleichzeitig habe ich
         immer gesagt, dass ich das Pferd nicht gequält habe. Ich woll-
         te dem Pferd in keiner Situation willentlich weh tun.

         Als Konsequenz wird der Fünfkampf bei den Spielen in Pa-
         ris zum letzten Mal in gewohnter Weise auftreten, danach
         soll das Reiten wegfallen. Sie wollen 2024 dabei sein, ob-
         wohl schon nach Tokio Schluss sein sollte.
         Ganz genau habe ich das nie definiert. Natürlich war es verlok-
         kend, nach Tokio alles hinzuschmeißen. Ich habe aber relativ
         schnell gemerkt, dass es nicht die Art war, wie ich mich von der
         großen Sportbühne verabschieden will. Ich weiß, dass es kei-
         ne Garantie für einen guten Wettkampf in Paris gibt. Aber ich
         möchte einfach mit einem harmonischen Bild aus der Sportart
         rausgehen, die ich die Hälfte meines Lebens gemacht habe.

         Durch die Verlegung der Sommerspiele in Tokio von 2020
         auf 2021 ist der Weg nach Paris kürzer als sonst. Wie sieht
         die Planung bis dahin aus?
         Ich werde dieses Jahr keine Wettkämpfe starten, weil ich mit
         meinem Referendariat so ausgelastet bin, dass ich mich zwar
         fit halten, aber kein regelmäßiges Training absolvieren kann.

         Die Olympia-Vorbereitung startet also im kommenden
         Jahr?                                                                                Der sportliche
         Genau. Bei mir haben sich auch noch andere Ereignisse er-                            Podcast des
         geben. Ich bin schwanger und werde im August Nachwuchs                               Olympiastützpunkts
         bekommen. Ich habe aber fest vor, dass ich danach wieder fit                         Berlin
         werde und in den Wettkampfsport einsteigen kann. Ich habe                            und der Berliner
         da auch die volle Unterstützung von meiner Familie und mei-                          Morgenpost.
         nem Partner. Wenn das alles so klappen würde, möchte ich                             Überall wo es
         nächstes Jahr meine ersten  Wettkämpfe wieder bestreiten                             Podcast gibt.
         und ausloten, ob das mit Paris eine Zukunft hat.

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