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OSP MAGAZIN 1/2024
Weltcup in Budapest im April. Die Babypause, die ziehen und stellt sich zum abschließenden Laser-
sie rund um die Geburt von Tochter Frieda ab Som- Run an den Start. Es geht alles relativ schnell, es ist
mer 2022 eingelegt hat, hat sie persönlich und ihren alles an einem Ort, das ist ein Benefit. Aber schon
Alltag zwar verändert, ihren sportlichen Ehrgeiz eine gewaltige Umstellung.“
aber nicht geschmälert.
Allerdings nicht so gewaltig wie das, was nach
Und so hofft Annika Zillekens in Paris – vielleicht Paris auf den Modernen Fünfkampf wartet. Dann
auch zusammen mit ihrem Mann Christian, der wird das Reiten gestrichen und durch einen Hinder-
ebenfalls Fünfkämpfer ist – auf einen „versöhn- nisparcours ersetzt. Ähnlich wie das, was man aus
lichen Abschluss“. Für sich und ihre Sportart. Vor den Ninja-Warrior-Wettbewerben im Fernsehen
der malerischen Kulisse des Schloss Versailles kennt.
wird der Moderne Fünfkampf zum letzten Mal in
seiner gewohnten Form durchgeführt. Zumindest Eine Entscheidung, die nach Olympia in Tokio ge-
was die Disziplinen angeht. Das Format des Wett- troffen wurde. Ob der Vorfall mit Saint Boy aus-
kampfs ist schon ein anderes. Statt über mehrere schlaggebend war, ist ungewiss. Der Weltverband
Tage verteilt, werden die Athleten innerhalb von 90 verneint. „Ich persönlich habe manchmal aber
Minuten um die Medaillen kämpfen. 72 Athleten schon das Gefühl, dass ich das Gesicht dieser Än-
(je 36 Frauen und 36 Männer) treten im Halbfinale derung bin“, erzählt Annika Zillekens.
an, jeweils 18 ziehen ins Finale ein. Dort haben die Die Folgen für den Fünfkampf sind weitreichend.
Fünfkämpfer dann ein straffes Programm vor sich. Eine ganze Generation von Athletinnen und Ath-
35 Minuten Reiten, fünf Minuten Pause, 20 Minuten leten muss nun schauen, ob sie überhaupt noch
Fechten, zehn Minuten Pause, 15 Minuten Schwim- wettkampffähig ist. Statt im Sattel über Hinder-
men, 15 Minuten Pause, 20 Minuten Laser-Run. nisse zu springen, müssen die Fünfkampfer jetzt
an Ringen hangeln, über Balken balancieren und
„Es ist eine Herausforderung, körperlich und Wände hochlaufen. Bei den Junioren ist das so-
mental“, sagt Annika Zillekens zum genannte „Obstacle Racing“ schon im Wettkampf-
neuen Format, das spannender und und Trainingsablauf integriert.
für den Zuschauer nachvollzieh-
barer sein soll. „Nach dem „Man muss jetzt ganz viel ins Krafttraining inves-
Schwimmen gibt’s einen tieren, was vorher eher begleitend war“, weiß die
ordentlichen Laktat- Berlinerin. „Sehr viele Athleten, können das erler-
schock, man atmet nen, wenn sie sich reinhängen. Die Frage ist natür-
noch ganz schwer, lich, wer sich das zutraut. Es wird schon einen Cut
muss sich um- geben und es werden etliche Athleten aufhören.“
Annika Zillekens auch. Aber eben aus anderen
Gründen. Sie möchte ihr Referendariat beenden, ein
neues Leben als Lehrerin beginnen. Und die Zeit
mit ihrer kleinen Familie genießen – ganz ohne den
hektischen Trainingsalltag.
ZUM NACHHÖREN
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