Page 23 - OSP Einblicke 3-2015
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onshintergrund schon frühzeitig an Bewegung und Sport her - Erfolgreich, ehrgeizig, zielstrebig –
angeführt werden sollten. Die körperliche Betätigung dient Abass Baraou mit togolesischen Wurzeln
nicht nur zur Gesunderhaltung und zur verbesserten körper- „Zum Boxen bin ich eher zufällig gekommen. Bei einem
lichen Entwicklung, parallel entwickelt sich eine gemeinsame
Interessenbasis und schafft soziale Kontakte. So können posi-
tive Integrationserfahrungen bis in die Familien hinein getra-
gen werden und nicht nur die Kinder erreichen, sondern im
Idealfall auch ihre Eltern.

Die Stärkung des Wir-Gefühls bei unseren Boxathleten spielt
dabei eine entscheidende Rolle. Regelmäßige gemeinsame
Aktivitäten auch außerhalb des Vereins fördern die Akzeptanz
und die Eingliederung in die Gesellschaft, Freundschaften
wachsen. Herkunft, Religion oder Weltanschauung spielen
bei der Sportausübung eine untergeordnete bis keine Rolle.
Gleichberechtigung ist die Devise. Wichtige Werte wie Tole-
ranz, Fair Play und Regelakzeptanz werden vermittelt und
beeinflussen die persönliche, geistige und körperliche Ent-
wicklung. Zudem weisen Athleten ein erhöhtes Maß an Ziel-
strebigkeit und Teamgefühl auf. Das natürliche, besonders
bei Kindern und Jugendlichen bestehende Bedürfnis nach
Vergleich wird im Sport befriedigt. Gleichzeitig bietet sich die
Gelegenheit zur wechselseitigen Anerkennung von Einheimi- Schnuppertraining mit 13 Jahren drohte mir mein späterer
schen und Zugewanderten. Erfahrungen solcher Art können Trainer Mohammed Guettari damit, mich zu vermöbeln, wenn
die Identifikation in der neuen Heimat erheblich verbessern. ich nicht zum nächsten Training komme. Heute braucht mir
keiner mehr drohen, der Boxsport ist fester Bestandteil meines
Lebens und hat mich tief geprägt. Ich bin ruhiger geworden,
beim Training powere ich mich komplett aus, Stress und Ärger
sind da schnell vergessen. Mein großes Ziel heißt „Rio 2016“,
darauf arbeite ich hin. Auch als das bedeutete, meine Hei-
mat und meine Familie zurück in Oberhausen zu lassen und
an den Olympiastützpunkt Berlin zu gehen. Ehrgeizig bin ich
nicht nur im Sport, zurzeit lerne ich für mein Fachabitur. Da-
nach wäre ein Architektur-Studium interessant für mich. Das
Boxen steht aber an erster Stelle!“

Griechin Ekaterini Stamatoglou
„Mit 11 Jahren nahm mich mein großer Bruder das erste Mal
mit zum Boxtraining. Der Faustkampf unter zwei Boxern, als
eine der ersten olympischen Sportarten, hatte für mich schon
immer etwas Magisches. Im Ring, als ich die dicken Handschu-
he übergestreift bekam, fühlte ich mich wie eine Kriegerin:
Stark und unschlagbar. Seitdem habe ich Blut geleckt. Damals
wie heute fasziniert mich neben der Sportart, die wie keine
andere Körper und Geist dermaßen komplett trainiert, das
Miteinander unter den Athleten: Ob Frau, ob Mann, gleich
welcher Herkunft, jeder wird gleich behandelt. Es wird zusam-
Durch die kulturelle Vielfalt ergeben sich auch für unsere men trainiert, zusammen gelacht, zusammen gelitten, zusam-
Sportvereine und -verbände bereichernde Effekte. Denn Inte - men gefeiert – wie in einer Familie. Das Boxen verbindet uns.
gration bietet nicht nur den betroffenen Menschen vielfältige Wir verbringen viel Zeit miteinander - ob kochen, fernsehen
Chancen, sondern die Vielfalt als Solches bietet auch zahlrei- oder chillen. Mit einem starken Trainerteam und der Unter-
che Vorteile für den organisierten Sport: Angefangen mit der stützung der andern Boxer ist mein Ziel Olympia, besonders
Erweiterung von Kompetenzen und Motivationen bis hin zur als Griechin will ich meine Vorfahren stolz machen.“
Gewinnung neuer Ehrenamtlicher und Aktiver.

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