Page 22 - OSP Einblicke 3-2015
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Integration im Boxring
Viele Kulturen, eine Leidenschaft // Text: Okka Fürstenberg
L eises Keuchen, der Schweiß tropft, dumpf klingt jeder tion in Deutschland. Verschiedene Sprachen, unterschiedliche
Schlag im Sandsack. „An die Deckung denken! Kon- Sitten, Bräuche und Religionen – und doch teilen sie eine Lei-
denschaft: Das Boxen. Der Togolese Abass Baraou und Omar
zentriert euch!“ Flinke Füße springen über den Boden.
Sonst ist es still. Volle Konzentration. „Super, das reicht für heu-
El-Hag aus dem Libanon gehören zu den vielversprechenden
te“, Ralf Dickert ist zufrieden mit seinen Jungs. „20 Minuten Kandidaten für die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Und auch
ausspringen, dann ab unter die Dusche“. Für heute ist das Trai- sonst wimmelt es im Stützpunkt vor jungen Talenten mit gro -
ning geschafft. Auch er ist kaputt, aber zufrieden. Seit mehr als ßen Zielen.
25 Jahren ist Ralf Dickert jetzt Box-Trainer. Und wenn er sich
seine Schützlinge so anschaut, weiß er auch, warum er seinen Aufgrund der sehr guten sportlichen Talententwicklung
Beruf so liebt. Die unzähligen Trainingsstunden, der Verzicht, wurde der Stützpunkt Berlin im Jahre 2004 vom Deutschen
die unbändige Disziplin: Das alles zahlt sich aus, wenn die Ath- Boxsport-Verband und dem Deutschen Olympischen Sport-
leten eines Tages Deutschland präsentieren und für ihr Land bund zum Bundesstützpunkt-Nachwuchs berufen. Seitdem
in den Ring steigen. ist eine bemerkenswert positive Tendenz zu beobachten. Dies
betrifft sowohl die Anzahl der Bundeskader als auch die sport -
Bis zu 20 Bundes- und Landeskaderathleten schnüren sich lichen Erfolge.
hier im Berliner Bundesstützpunkt in der Paul-Heyse-Str. täg-
lich die Boxhandschuhe. Sie kommen aus 16 verschiedenen Der Bundesstützpunkt Boxen dient als herausragendes Bei-
Nationen: Albanien, Bosnien, Deutschland, Griechenland, spiel für die integrative Kraft, die der Sport in unserer Gesell-
Frankreich, Ghana, Libanon, Marokko, Palästina, Polen, Rus- schaft hat. Das Miteinander vieler Kulturen und die Integra-
sland, Syrien, Serbien, Türkei, Togo und Tschetschenien. Sie tion unterschiedlicher Nationalitäten ist in Deutschland ein
sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, als Kin- besonders aktuelles Thema. Dafür bietet der Sport seit vielen
der von Arbeits- oder Bildungsmigranten, Aussiedlern oder Jahren mit seinen Sportvereinen eine besonders geeignete
Gastarbeitern. Manche wurden im Ausland geboren, andere Plattform. Studien des Bundesamtes für Migration und Flücht -
leben bereits in der zweiten, dritten oder gar vierten Genera- linge zeigen auf, dass Kinder mit, aber auch jene ohne Migrati-
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Viele Kulturen, eine Leidenschaft // Text: Okka Fürstenberg
L eises Keuchen, der Schweiß tropft, dumpf klingt jeder tion in Deutschland. Verschiedene Sprachen, unterschiedliche
Schlag im Sandsack. „An die Deckung denken! Kon- Sitten, Bräuche und Religionen – und doch teilen sie eine Lei-
denschaft: Das Boxen. Der Togolese Abass Baraou und Omar
zentriert euch!“ Flinke Füße springen über den Boden.
Sonst ist es still. Volle Konzentration. „Super, das reicht für heu-
El-Hag aus dem Libanon gehören zu den vielversprechenden
te“, Ralf Dickert ist zufrieden mit seinen Jungs. „20 Minuten Kandidaten für die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Und auch
ausspringen, dann ab unter die Dusche“. Für heute ist das Trai- sonst wimmelt es im Stützpunkt vor jungen Talenten mit gro -
ning geschafft. Auch er ist kaputt, aber zufrieden. Seit mehr als ßen Zielen.
25 Jahren ist Ralf Dickert jetzt Box-Trainer. Und wenn er sich
seine Schützlinge so anschaut, weiß er auch, warum er seinen Aufgrund der sehr guten sportlichen Talententwicklung
Beruf so liebt. Die unzähligen Trainingsstunden, der Verzicht, wurde der Stützpunkt Berlin im Jahre 2004 vom Deutschen
die unbändige Disziplin: Das alles zahlt sich aus, wenn die Ath- Boxsport-Verband und dem Deutschen Olympischen Sport-
leten eines Tages Deutschland präsentieren und für ihr Land bund zum Bundesstützpunkt-Nachwuchs berufen. Seitdem
in den Ring steigen. ist eine bemerkenswert positive Tendenz zu beobachten. Dies
betrifft sowohl die Anzahl der Bundeskader als auch die sport -
Bis zu 20 Bundes- und Landeskaderathleten schnüren sich lichen Erfolge.
hier im Berliner Bundesstützpunkt in der Paul-Heyse-Str. täg-
lich die Boxhandschuhe. Sie kommen aus 16 verschiedenen Der Bundesstützpunkt Boxen dient als herausragendes Bei-
Nationen: Albanien, Bosnien, Deutschland, Griechenland, spiel für die integrative Kraft, die der Sport in unserer Gesell-
Frankreich, Ghana, Libanon, Marokko, Palästina, Polen, Rus- schaft hat. Das Miteinander vieler Kulturen und die Integra-
sland, Syrien, Serbien, Türkei, Togo und Tschetschenien. Sie tion unterschiedlicher Nationalitäten ist in Deutschland ein
sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, als Kin- besonders aktuelles Thema. Dafür bietet der Sport seit vielen
der von Arbeits- oder Bildungsmigranten, Aussiedlern oder Jahren mit seinen Sportvereinen eine besonders geeignete
Gastarbeitern. Manche wurden im Ausland geboren, andere Plattform. Studien des Bundesamtes für Migration und Flücht -
leben bereits in der zweiten, dritten oder gar vierten Genera- linge zeigen auf, dass Kinder mit, aber auch jene ohne Migrati-
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