Page 20 - OSP Einblicke 3-2015
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Berliner Gesichter für Rio...
Schulter an Schulter zum Erfolg // Text: Claus Frömming
Mit einer Paralympics-Medaille wollen Thomas Ulbricht und
Tobias Schneider ihre Karriere krönen
S ie sind seit drei Jahren das schnellste deutsche Lauf-Duo bei den Leichtathleten mit Handicaps:
Thomas Ulbricht und sein Guide Tobias Schneider. Gemeinsam wurden sie 2014 Europameister
über die Stadionrunde, holten bei den Weltmeisterschaften 2013 Silber in der Startklasse T12
(schwere Sehbehinderung). Bei der WM in Doha (Katar) im Oktober traten sie als Mitfavoriten über
200 und 400 m an. Sie liefen auf den 4. und 7. Platz, blieben ohne Medaille. Das soll bei den Paralympics in
Rio de Janeiro (7. bis 18. September 2016) anders werden. Unterm Zuckerhut wollen Thomas und Tobias
ihre Karriere mit Edelmetall krönen.
Seid ihr enttäuscht, dass es nach Silber 2013 in Lyon in
Doha nur zu Platz 7 über 400 m gereicht hat?
Thomas Ulbricht: „Wir waren schon drei Wochen vor den
Weltmeisterschaften in Doha im Trainingslager, wollten uns
optimal vorbereiten. Dabei habe ich mich leider an der Ober -
schenkelmuskulatur verletzt, konnte im Training kaum noch
ans Limit gehen und die spezifischen schnellen Läufe nicht
machen. Daher waren wir vorbereitet, die Enttäuschung war
nicht ganz so groß. Dass wir schneller laufen können, haben
wir vor Ort im Training bewiesen.“
Warum lief es über 200 m so viel besser?
Thomas: „Mein Körper hatte ein paar Tage mehr Zeit zur Hei-
lung und die Physiotherapeuten haben super Arbeit gemacht.
Aber ohne Schmerzmittel ging es auch da nicht.“ Tobias Schneider und Thomas Ulbricht
Was müsst ihr ändern, damit es in Rio zur Medaille, viel- Kann der OSP euch bei den Vorbereitungen auf Rio noch
leicht sogar zu Gold reicht? intensiver unterstützen?
Tobias Schneider: „Vor allem müssen wir gesund bleiben, mit Thomas: „Der OSP ist im wahrsten Sinne Gold wert, wir wer-
Köpfchen trainieren und öfter mal Pausen einlegen. Wir wer- den schon sehr gut unterstützt. Kürzlich haben wir beide neue
den ja beide nicht jünger.“ Spikes bezahlt bekommen. Das lief außer der Reihe und war
eine enorme Hilfe. Perfekt wäre eine regelmäßig nur für uns
Welche Strecken plant ihr in Rio zu laufen? verfügbare Lichtschranke für die Zeitmessung.“
Thomas: „Wenn wir die Normen schaffen, wollen wir 200 und Tobias: „Oder ein festes Budget von vielleicht 2.000 Euro im
400 Meter laufen. Leider erfahren wir erst Ende Februar/März, Jahr, mit dem wir planen können. Natürlich kann es immer et -
welche Leistung wir für ein Ticket nach Rio bringen müssen. was mehr sein, aber wir sind dem OSP auch so sehr dankbar.“
Das ist etwas spät. Aber im Juni wollen wir mindestens eine
Norm in der Tasche haben.“ Wie geht es nach Rio für euch weiter?
Tobias: „Also für mich ist dann definitiv Schluss. Ich werde
Wie sieht euer Trainingspensum aus? mich meiner beruflichen Karriere widmen.“
Tobias: „Wir trainieren nicht mehr so oft, dafür intensiver. Frü- Thomas: „Ich will Rio abwarten, die Erlebnisse dort sacken
her waren es acht bis zehn Einheiten pro Woche, jetzt sind es lassen und ganz in Ruhe überlegen. Ich komme ja aus dem
sechs bis acht, die zwei bis drei Stunden dauern und es in sich Mehrkampf, vielleicht wechsle ich noch einmal die Disziplin.
haben. Anstelle von Krafttraining machen wir intensive, wett - Speerwurf könnte ich beispielsweise noch ein paar Jahre auf
kampfnahe Läufe. Als erfahrene Athleten wissen wir natürlich, hohem Niveau machen.“
was uns gut tut. Und das heißt: Weniger ist manchmal mehr.“
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Schulter an Schulter zum Erfolg // Text: Claus Frömming
Mit einer Paralympics-Medaille wollen Thomas Ulbricht und
Tobias Schneider ihre Karriere krönen
S ie sind seit drei Jahren das schnellste deutsche Lauf-Duo bei den Leichtathleten mit Handicaps:
Thomas Ulbricht und sein Guide Tobias Schneider. Gemeinsam wurden sie 2014 Europameister
über die Stadionrunde, holten bei den Weltmeisterschaften 2013 Silber in der Startklasse T12
(schwere Sehbehinderung). Bei der WM in Doha (Katar) im Oktober traten sie als Mitfavoriten über
200 und 400 m an. Sie liefen auf den 4. und 7. Platz, blieben ohne Medaille. Das soll bei den Paralympics in
Rio de Janeiro (7. bis 18. September 2016) anders werden. Unterm Zuckerhut wollen Thomas und Tobias
ihre Karriere mit Edelmetall krönen.
Seid ihr enttäuscht, dass es nach Silber 2013 in Lyon in
Doha nur zu Platz 7 über 400 m gereicht hat?
Thomas Ulbricht: „Wir waren schon drei Wochen vor den
Weltmeisterschaften in Doha im Trainingslager, wollten uns
optimal vorbereiten. Dabei habe ich mich leider an der Ober -
schenkelmuskulatur verletzt, konnte im Training kaum noch
ans Limit gehen und die spezifischen schnellen Läufe nicht
machen. Daher waren wir vorbereitet, die Enttäuschung war
nicht ganz so groß. Dass wir schneller laufen können, haben
wir vor Ort im Training bewiesen.“
Warum lief es über 200 m so viel besser?
Thomas: „Mein Körper hatte ein paar Tage mehr Zeit zur Hei-
lung und die Physiotherapeuten haben super Arbeit gemacht.
Aber ohne Schmerzmittel ging es auch da nicht.“ Tobias Schneider und Thomas Ulbricht
Was müsst ihr ändern, damit es in Rio zur Medaille, viel- Kann der OSP euch bei den Vorbereitungen auf Rio noch
leicht sogar zu Gold reicht? intensiver unterstützen?
Tobias Schneider: „Vor allem müssen wir gesund bleiben, mit Thomas: „Der OSP ist im wahrsten Sinne Gold wert, wir wer-
Köpfchen trainieren und öfter mal Pausen einlegen. Wir wer- den schon sehr gut unterstützt. Kürzlich haben wir beide neue
den ja beide nicht jünger.“ Spikes bezahlt bekommen. Das lief außer der Reihe und war
eine enorme Hilfe. Perfekt wäre eine regelmäßig nur für uns
Welche Strecken plant ihr in Rio zu laufen? verfügbare Lichtschranke für die Zeitmessung.“
Thomas: „Wenn wir die Normen schaffen, wollen wir 200 und Tobias: „Oder ein festes Budget von vielleicht 2.000 Euro im
400 Meter laufen. Leider erfahren wir erst Ende Februar/März, Jahr, mit dem wir planen können. Natürlich kann es immer et -
welche Leistung wir für ein Ticket nach Rio bringen müssen. was mehr sein, aber wir sind dem OSP auch so sehr dankbar.“
Das ist etwas spät. Aber im Juni wollen wir mindestens eine
Norm in der Tasche haben.“ Wie geht es nach Rio für euch weiter?
Tobias: „Also für mich ist dann definitiv Schluss. Ich werde
Wie sieht euer Trainingspensum aus? mich meiner beruflichen Karriere widmen.“
Tobias: „Wir trainieren nicht mehr so oft, dafür intensiver. Frü- Thomas: „Ich will Rio abwarten, die Erlebnisse dort sacken
her waren es acht bis zehn Einheiten pro Woche, jetzt sind es lassen und ganz in Ruhe überlegen. Ich komme ja aus dem
sechs bis acht, die zwei bis drei Stunden dauern und es in sich Mehrkampf, vielleicht wechsle ich noch einmal die Disziplin.
haben. Anstelle von Krafttraining machen wir intensive, wett - Speerwurf könnte ich beispielsweise noch ein paar Jahre auf
kampfnahe Läufe. Als erfahrene Athleten wissen wir natürlich, hohem Niveau machen.“
was uns gut tut. Und das heißt: Weniger ist manchmal mehr.“
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