Page 22 - OSP Einblicke 1-2021
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BERLINER GESICHTER für
Leonie Kullmann
Das Küken wird erwachsen
Auf Leonie Kullmann war schon im- Ikone Usain Bolt in der Mensa des
mer Verlass. Damals als Kind in Olympischen Dorfes.
der Akrobatik-Gruppe, als die
Berlinerin das solide Funda- Die Studentin hat auch viel
ment der Pyramiden bilde- über sich selbst gelernt.
te. Und auch heute, wenn Dass sie als 16-Jährige
die Schwimmerin mit ihrer noch nicht so gut mit ihrem
4x200-Meter-Freistilstaf- Umfeld und ihren Trainern
fel ins Becken geht. „Bisher kommunizieren konnte,
bin ich in der Staffel immer Schwierigkeiten hatte, ihre
fast besser geschwommen Bedürfnisse mitzuteilen.
als im Einzel, weil ich es liebe, „Das sind Sachen, aus denen
fürs Team zu schwimmen“, er- ich gelernt habe und die mich
zählt die 21-Jährige. „Das ist ein jetzt zu einer besseren Sportlerin
ganz anderes beflügelndes Gefühl, machen“, ist sich Kullmann sicher.
dass man im Schwimmsport nicht ander-
weitig hat.“ Das Küken aus Rio ist passé, die Spiele in Tokio
will sie bewusster erleben. „2016 war ich mit, aber nicht
Umso größer ist die Freude, dass Kullmann auch bei den dabei. Und jetzt habe ich das Gefühl, Teil des Teams zu
Olympischen Spielen in Tokio mit dem Quartett des Deut- sein und auch mich einbringen zu können.“ Hinzu kommt,
schen Schwimmverbandes (DSV) an den Start gehen dass Kullmann in Japan nicht nur in der Staffel startet.
darf. Ganz neu wird diese Erfahrung nicht. Schließlich Die Berlinerin hat sich auch einen Einzelstartplatz über
durfte Kullmann schon zu den Sommerspielen 2016 in Rio 400 Meter Freistil gesichert.
fahren. Damals war die gerade mal 16-Jährige die jüngste
deutsche Schwimmerin, die je bei Olympia dabei war. Viele ihrer Wegbegleiter hätten ihr das überhaupt nicht
zugetraut. Immer wieder hieß es, „dass ich nicht die ge-
„Das war überwältigend und ging relativ schnell“, erzählt borene Schwimmerin bin“, erzählt Kullmann. Sie sei recht
die Athletin der SG Neukölln. „Ich musste in sehr kurzer klein mit ihren knapp 1,74 Metern, habe nicht die längsten
Zeit sehr viel lernen.“ Rückblickend war das mental eine Arme. „Das ist keine Entschuldigung für mich, das ist eher
Menge, die es zu verarbeiten galt, nicht nur die Begeg- ein Anreiz, um es den anderen zu beweisen“, erklärt die
nungen mit Schwimm-Star Michael Phelps oder Sprint- Schwimmerin. Auch in Tokio.
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