Page 35 - OSP Einblicke 2-2020
P. 35
Splitter
DOG-Gesprächsreihe „Olympia hautnah“// Alexander Dorner
Elena Krawzow (l.) und Birgit Hoffmann Dr. Harry Bähr
Was macht der Corona-Schock mit Olympia und dem Spitzensport?
ittern, Daumen drücken, Hoffen – seit Beginn der des Jahres 2019. „Wenn ich mir die aktuelle Entwicklung auf
Corona-Pandemie gehören diese Disziplinen zum der Welt anschaue, bin ich skeptisch, ob die Spiele nächstes
Trainingsplan der Spitzensportler in Deutschland. Jahr wirklich stattfinden können. Aber ich hoffe weiter – und
Z Zittern, ob die Corona-Situation beherrschbar trainiere auf das Ziel hin.“
bleibt. Daumen drücken, dass Training und Wettkämpfe mög-
lich sind. Hoffen, dass bald große internationale Sportwett- Harry Bähr, Leiter des Olympiastützpunktes Berlin, sieht im
bewerbe, besonders Olympia und Paralympics 2021 in Tokio, internationalen Sport eine große Verunsicherung, zeigte sich
stattfinden können. aber zur Austragung der Spiele im nächsten Jahr zuversicht-
lich: „Ich war erst skeptisch. Mittlerweile denke ich aber, die
In der Gesprächsrunde „Olympia hautnah“ nahm sich die werden es in Tokio schon hinkriegen. In Japan macht man sich
Deutsche Olympische Gesellschaft Berlin in Kooperation mit viele Gedanken. Die Frage ist allerdings: Wie sehen die Spiele
dem Berliner TSC (einem der leistungsstarken Großvereine in aus? Keine Zuschauer, abgespecktes Programm, weniger Ath-
der Stadt) die Frage vor, wie die Sportlerinnen und Sportler leten?“ Für Patrick Hausding steht außer Frage: „Olympia geht
den Corona-Schock erlebten und verarbeiteten. Gesprächs- nur ganz oder gar nicht. Die Solidarität unter den Sportlern ist
gäste waren der Wasserspringer Patrick Hausding, die Para- da sehr ausgeprägt. Und wenn nicht alle mitmachen dürfen,
Schwimmerin Elena Krawzow sowie Harry Bähr, Leiter des dann gibt es eben kein Olympia.“ Fatal wäre dies allerdings für
Olympiastützpunktes Berlin. Moderiert wurde die Gesprächs- die Nachwuchsgewinnung: Kein Olympia, keine Sporthelden,
runde von der ARD-Sportjournalistin und früheren Handballe- keine Vorbilder für Kinder und Jugendliche, denen sie nachei-
rin Birgit Hofmann. fern können.
„Als Tokio abgesagt wurde, war ich geschockt und etwas Berlins DOG-Präsident Richard Meng: „Diese Gesprächsrunde
durcheinander“, so Elena Krawzow. Die Berliner Sportlerin des war für die DOG ein Neustart. Endlich wieder reale Begegnun-
Jahres 2019 musste neu planen und das Bestmögliche aus gen, wenn auch unter Corona-Bedingungen. Endlich wieder
der Situation machen: „Die Motivation war zwar nicht einfach, ein Gespräch über die drängenden Fragen des Sports. Es hat
schließlich haben Wettkämpfe und Höhepunkte gefehlt. Aber sich gezeigt: Solche Veranstaltungen brauchen wir wieder.
wir haben die Zeit genutzt, um an meinen Schwächen zu ar- Denn die Athletinnen und Athleten brauchen Aufmerksam-
beiten.“ keit, sie brauchen Unterstützung. Alle Hochachtung vor de-
nen, die in solchen Zeiten engagiert weitermachen und sich
Für Patrick Hausding, der in Tokio seine vierten Olympischen neue Ziele setzen. Olympia und Paralympics bleiben da das
Spiele erleben und seine dritte olympische Medaille gewin- Maß der Dinge. Wir alle wünschen uns, dass es 2021 in Tokio
nen wollte, war die Verschiebung der Spiele zwar eine „blöde klappt, wenn es sein muss auch mit einem veränderten, re-
Situation“, weil das Jahresendziel plötzlich weg war. „Es wäre duzierten Konzept. Vielleicht ist das dann sogar eine Reform-
für mich aber kein Weltuntergang gewesen, wenn Olympia chance für die Zukunft.“
in Tokio komplett abgesagt worden wäre“, so Berlins Sportler
35