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Laufbahnberatung – Britta Steffen im Interview





                 or rund zehn Jahren schwamm Britta Steffen allen davon: Doppel-Olympiasiegerin 2008, Doppel-
                 Weltmeisterin 2009, neunmal Europameisterin – die Berlinerin gewann insgesamt 23 Medaillen
         V bei Olympischen Spielen sowie Welt- und Europameisterschaften. Heute ist sie 37, Mutter eines
         dreijährigen Sohnes und ist seit kurzem OSP-Mitarbeiterin.


         Was sie nach der sportlichen Karriere und nun hier am Olympiastützpunkt in Berlin macht, erzählt sie uns
         im Interview.  // Sven Ibald


                                                              geschrieben:  „Die Gesundheit von  Top-Manager*innen in
                                                              Deutschland“. Während des Masterstudiums gründete ich mit
                                                              der Psychologin Dr. Friederike Janofske und der Heilpraktike-
                                                              rin Jutta Kümmel eine Gesundheits-Coaching-Firma mit dem
                                                              Namen GOLT. Mit beiden hatte ich schon als Leistungssport-
                                                              lerin erfolgreich zusammen gearbeitet. Wenn es um das The-
                                                              ma Engagement geht, dann liegen mir soziale Projekte und
                                                              Umweltthemen am Herzen. Unter anderem war ich lange Bot-
                                                              schafterin für die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, für
                                                              die Special Olympics und den GreenTec-Award.

                                                              Du warst Schülerin am Schul- und Leistungssportzentrum
                                                              Berlin im Sportforum, hast zehn Jahre deines Lebens im
                                                              Sportforum verbracht und warst über Jahre intensiv in
                                                              der  OSP-Betreuung. Nun der  Seitenwechsel:  Seit Mitte
                                                              Oktober bist  du  im  Sportforum  am  Olympiastützpunkt
                                                              Laufbahnberaterin und betreust  perspektivreiche  Lan-
                                                              deskader. Ist das wie nach Hause kommen?
                                                              Auf jeden Fall fühlt man sich sofort wohl. Man kennt die Ge-
         Wenn Du auf die Zeit damals zurückblickst, wie würdest
         Du die Leistungssportlerin Britta Steffen aus heutiger   sichter, und von daher ist das ein tolles Gefühl. Dass ich im Be-
         Sicht beschreiben?                                   reich Laufbahnberatung gelandet bin, lässt sich damit erklä-
         Ich war ein sehr ehrgeiziges Kind und bin als Jugendliche an   ren, dass ich gern kommuniziere und junge Sportler*innen auf
         meine eigenen Grenzen gestoßen. Ich musste erst viele Bau-  ihren Wegen unterstützen möchte, indem ich Möglichkeiten
         stellen abarbeiten, bis ich zu einer Sportlerin wurde, die ihre   und Perspektiven aufzeige und meine Erfahrungen einbringe.
         eigenen Wege ging-auch dann, wenn andere das nicht gut
         fanden.                                              Du warst lange Zeit selbstständig und hast nach der Ge-
                                                              burt deines Sohnes eine Ausbildung zur Heilpraktikerin
                                                              gemacht. Du wolltest gern eine Ausbildung zur Osteopa-
         Was hat sich seitdem verändert? Was macht Dich heute   thin anschließen. Was sind deine Beweggründe nun einen
         aus?                                                 ganz anderen Weg einzuschlagen?
         Heute bin ich immer noch bestrebt, mich zu verbessern. Ich   Ich möchte immer noch gern Osteopathie studieren. Auch ne-
         lerne gern dazu, auch ganz Neues, und habe weniger Angst,   ben meiner Tätigkeit ist das möglich. So wie ich auch damals
         dass ich versagen könnte. Die entscheidende Frage ist: Was   nie nur Sportlerin war, weil ich immer auch etwas für den Kopf
         mache ich aus dem, was sich mir bietet?
                                                              brauchte, so werde ich auch nebenberuflich gern weiterler-
                                                              nen. Vor allem gesundheitliche und Leistungsthemen interes-
         Wie ging es nach der Schwimm-Karriere weiter?        sieren mich sehr. Eigentlich ist das gar kein anderer Weg, son-
         Neben  dem Sport  habe  ich  Wirtschaftsingenieurwesen  für   dern eine wertvolle Aufgabe, die gut zu mir als Ex-Sportlerin,
         Umwelt und Nachhaltigkeit studiert. Die Frage meiner Bache-  meinen Erfahrungen und der beruflichen Ausbildung, passt.
         lorarbeit lautete „Wie wirken sich außerschulische Projekte auf   Dass diese Stelle ausgeschrieben war, war ein wunderbar pas-
         die Motivation von Schüler*innen, die keinen Schulabschluss   sender Zufall. Als Human Resources Manager bin ich daran in-
         schaffen, aus, sich selbstständig zu machen?“. Dann habe   teressiert, für Menschen beste Bedingungen zu schaffen, um
         ich meinen Master im Fach Human Resources Management,   – bei aller High Performance – trotz des beruflichen Erfolges
         Schwerpunkt Controlling absolviert, weil ich an Menschen,   auch gesund zu bleiben. Nun sind es Spitzensportler*innen
         ihren Wegen, ihrer Leistung und auch ihrer Gesundheit in-  statt Manager*innen.
         teressiert war. Darüber habe ich auch meine Masterarbeit



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