Page 40 - OSP Einblicke 1-2022
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Nachruf
Wir waren ein gutes Team – zum Tod von Armin Baumert
Ich habe Armin Baumert nur wenige Monate nach dem Mau- Ein mutiger Schritt! Und: So wichtig auch Strukturen, Vereine,
erfall 1989 kennengelernt. Er war seit 1987 Leiter des West- Verbände sind – entscheidend für uns war, zu einer bestmög-
Berliner Olympiastützpunktes (OSP), war glänzend über die lichen Leistungsentwicklung jedes einzelnen Sportlers und
Stärke der großen Sportclubs im Osten der Stadt informiert jeder einzelnen Sportlerin im engen Zusammenwirken mit
und hat deshalb ganz energisch die Chance ergriffen, „seinen ihren Trainerinnen und Trainern beizutragen. Dass wir bei all
OSP“ durch die Vereinigung mit dem Ost-Potential zu einem dem völlig unabhängig von der jeweiligen Vereinszugehörig-
der größten deutschen Olympiastützpunkte zu entwickeln. keit und auch mit bemerkenswerten Gestaltungsmöglichkei-
Dabei wurde schnell klar: aus West-Berliner Sicht wird der ten vorgehen konnten, war dem hohen Ansehen von Armin
neue OSP einen bisher nicht für möglich gehaltenen Auf- Baumert und seinem umsichtigen Vorgehen zu danken.
wuchs erhalten, aus Ost-Berliner Sicht wird sich eine schmerz- 1987 hat Armin Baumert – wie er mir oft erzählt hat – von Null
hafte Verringerung des Potentials nicht vermeiden lassen. Im- auf begonnen, 1995 hat er mir einen OSP übergeben, der nun
merhin: Die Mitarbeiterzahl des 1991 neu zusammengesetz- tatsächlich zu den besten der deutschen Olympiastützpunk-
ten Olympiastützpunktes wurde – wegen der hohen Zahl an te gehörte. Er ist zu diesem Zeitpunkt Leistungssportdirektor
zu betreuenden Spitzenathletinnen und-athleten in Gesamt- beim damaligen DSB in Frankfurt geworden und hat uns auch
Berlin – verfünffacht! Gut, dass Armin Baumert nicht nur ein in dieser Funktion bei der Weiterentwicklung unseres OSP´s
leistungsstarker Weitspringer war, sondern sich ganz prinzi- wirksam unterstützt.
piell der Leistung verpflichtet sah. Deshalb konnte auch der Für Armin und mich waren die Aussagen des DSB-Präsiden-
eine oder andere seiner Westberliner Mitarbeiter nach einer ten, Manfred von Richthofen Mitte der 90er Jahre, dass „der
Übergangszeit nicht dem neuen Team angehören. Eine solch OSP Berlin als Flaggschiff der Olympiastützpunkte unverzicht-
strikte Leistungsorientierung war zu dieser Zeit nicht überall bar für den deutschen Spitzensport sei“, letztlich eine Bestäti-
so üblich. gung unserer gemeinsamen, spannenden Arbeit – und ganz
besonders auch das Gütesiegel für eine großartige Arbeit aller
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Olympiastützpunk-
tes in diesen Übergangsjahren.
Armin Baumert hat sich am 23.12.2021 mit mir noch zu
einem Wiedersehen in Berlin verabredet. Nun aber ist er
auf seinem letzten Sprung ... Mach's gut, lieber Armin!
Dein Freund Jochen.
v.l.n.r.: Dr. Harry Bähr, Prof. Dr. Jochen Zinner, Armin Baumert
Unsere persönliche Zusammenarbeit war von Anfang an auf
Augenhöhe: Er war mehr der weitblickende, sportpolitische
Manager, der wusste, „wie man mit der Politik reden muss“.
Ich war mehr der Sportwissenschaftler, der wusste, „wie man
mit Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung Athleten
betreut“. Wir waren erfolgreich, weil wir uns gegenseitig ge-
schätzt, respektiert und unterstützt haben.
Armin war – wie auch ich – von Athletinnen und Athleten und
von deren Leistungen fasziniert. SIE standen im Mittelpunkt
unserer Aufmerksamkeit – und deshalb verschob sich auch die
Zentrale des Berliner Olympiastützpunktes an die Stelle, wo
die meisten Athletinnen und Athleten ihr tägliches Training
absolvierten, in das Sportforum nach Hohenschönhausen.
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