Die sportlichen Höhepunkte aus Berliner Sicht bildeten im Oktober die Weltmeisterschaften in der Leichtathletik und im Turnen sowie die Europameisterschaften im Radsport, BMX-Freestyle und im Para-Goalball. Erfreulich war dabei, dass sowohl die Turner als auch die Goal-Baller die Tickets für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2020 in Tokio einlösten.
Hier die Ergebnisse im Detail:
Leichtathletik-Weltmeisterschaft
Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft fand im Khalifa International Stadium von Doha (Katar) statt. Das deutsche Team kehrte mit insgesamt sechs Medaillen zurück und belegte im Medaillenspiegel Rang Sieben. Ein ungewöhnlicher Zeitraum, ungewöhnliche klimatische Bedingungen und ungewöhnlich leere Ränge an den ersten Tagen im Stadion charakterisierten diese Welttitelkämpfe.
Die Berliner Sprinterinnen Lisa-Marie Kwayie und Gina Lückenkemper kamen zweimal zum Einsatz. In den Einzelwettbewerben schieden sowohl Gina über die 100m als auch Lisa-Marie über die 200m im Halbfinale aus. Mit der Sprintstaffel über die 4x100m war es am Ende ein respektabler fünfter Platz. Das vom Verletzungspech gebeutelte DLV-Quartett lag im Finale nach 42,48 Sekunden 38 Hundertstel hinter dem Bronzerang zurück, der mit 42,10 Sekunden an die USA ging. Zum ersten Mal wurde die Mixed-Staffel über die 4x400m ausgetragen. Das deutsche Team mit Vize-Meisterin Karolina Pahlitzsch sammelte mit dem 7.Platz im Vorlauf wertvolle Erfahrungen in dieser jungen Disziplin. Die deutsche Meisterin Caterina Granz verpasste den Einzug ins Halbfinale über 1500 m. Die 25-Jährige kam in ihrem Vorlauf nur auf Platz neun und hatte damit auch keine Chance, über die Zeitregel in die nächste Runde zu gelangen. Diskus-Olympiasieger Christoph Harting kämpfte mit Kreislaufproblemen und ihm fehlten mit 63,08m am Ende 23cm für den Einzug ins Finale.
BMX-Freestyle-Europameisterschaft
Bei der ersten Europameisterschaft im BMX-Freestyle im schweizerischen Cadenazzo gewann Lara Lessmann die Silbermedaille und ihre Vereinskollegin Rebecca Berg belegte Rang fünf. In der Qualifikation hatte Lara noch ganz vorne gelegen, aber die Britin Charlotte Worthington konnte sich im Finale noch einmal deutlich steigern und gewann mit 91,60 Punkten. Lessmann kam auf 84,60 Punkte.
Bei den Männern rangierten Timo Schulze und Evan Brandes auf den Plätzen 10 und 11.
Den Wettkampfhöhepunkt 2019 bilden die Weltmeisterschaften vom 6.-10.November in Chengdu/China.
Para-Goalball-Europameisterschaft
Deutschlands Goalballer sind bei der Heim-EM in Rostock erstmals in der Geschichte Europameister geworden. Vor 2000 Zuschauern feierte die Mannschaft von Cheftrainer Johannes Günther durch einen 6:2-Sieg im Finale gegen die Ukraine die Goldmedaille. Im Halbfinale hatten die Deutschen am Samstag gegen EM-Rekordsieger Litauen (fünf Titel) mit 4:3 gewonnen. Im Team war auch der Berliner Stefan Hawranke. Deutschland hatte sich im vergangenen Jahr bei der WM in Malmö bereits als Vize-Weltmeister für die Paralympics 2020 in Tokio qualifiziert.
Auch die deutschen Damen jubelten: Sie gewannen im Spiel um Platz drei sensationell Bronze nach einem 8:2 gegen Großbritannien. Den Titel sicherte sich die Türkei nach einem 8:6 gegen Israel. Goalball ist ein Sport für Blinde und Sehbehinderte, bei dem es darum geht, einen knapp 1,3 kg schweren Klingelball ins neun Meter breite und 1,30 m hohe gegnerische Tor zu rollen.
Radsport: Europameisterschaften
Die deutschen Bahnrad-Asse gewannen bei den Europameisterschaften im niederländischen Apeldoorn insgesamt neun Medaillen (1-5-3). Das neu formierte Duo Theo Reinhardt und Maximilian Beyer sicherte sich die Bronzemedaille im Madison durch einen frühzeitigen Rundengewinn, der ihnen 20 Bonuspunkte sicherte. In der Mannschaftsverfolgung belegten Felix Groß, Theo Reinhardt, Nils Schomber und Domenic Weinstein mit deutschem Rekord den fünften Platz. Sie unterboten in 3:53,974 Minuten die alte Bestmarke um rund eineinhalb Sekunden. Aber trotz dieser Spitzenzeit verpasste das Quartett den Einzug in einen der beiden Finalläufe. Im nicht-olympischen Scratch-Rennen fuhr Maximilian Beyer beim Sieg des Spaniers Sebastian Mora Vedri auf Rang neun. Charlotte Becker kam im Punktefahren nicht unter die TOP 10.
Die EM ist neben den Heim-Weltmeisterschaften in Berlin (26. Februar bis 1. März 2020) der wichtigste Wettbewerb, um Punkte für Startplätze bei den Olympischen Spielen 2020 zu sammeln. Neben EM und WM stehen zwischen Anfang November und Ende Januar in Minsk, Glasgow, Hongkong, Cambridge/Neuseeland, Brisbane und Milton/Kanada sechs Weltcups im Kalender, von denen die besten drei ebenfalls ins Qualifikations-Ranking eingehen.
Turnen-Weltmeisterschaft
Bei der Weltmeisterschaft vor heimischem Publikum in Stuttgart lösten sowohl die Frauen als Neunte als auch die Männer mit Rang zwölf im Mannschaftswettbewerb das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Während in der Frauenriege keine Berlinerinnen vertreten waren, gingen gleich drei – Karim Rida, Philipp Herder und Lukas Dauser – von fünf Turnern aus der Sportmetropole Berlin an den Start. Der Männermannschaftswettbewerb entwickelte sich zu einem wahren Krimi. Das Team um Bundestrainer Andreas Hirsch musste lange zittern, bevor der alles entscheidende zwölfte Rang mit 246,508 Punkten erreicht wurde, denn nur die besten zwölf Teams dürfen nach Tokio reisen.
Am Barren hatte sich Lukas Dauser im Vorfeld mit der besten Punktwertung für das Finale empfohlen. Es war das erwartet hochklassige Finale mit extremen Spezialisten. Ein Fehler in seiner Übung zwang Lukas zum Abstieg und daher landete er auf dem achten Rang. Der Sieg ging an den Briten Joe Fraser.
Die Turn-WM Stuttgart 2019 war ein Sportereignis der Superlative. Über 100.000 begeisterte Zuschauer an den Wettkampftagen, hervorragend organisiert, mit innovativen Konzepten zur Nachhaltigkeit und einer unvergleichlichen Atmosphäre, zeichnete diese Weltmeisterschaft aus.