Im Mai fand mit der Eishockey-WM in Köln die Wintersportsaison 2016/2017 ihren Abschluss. Danach übernahmen die Sommersportarten das Terrain, und es gab erneut zahlreiche, verheißungsvolle Ergebnisse aus Berliner Sicht: Vier Medaillen (1x Silber, 3x Bronze) bei Weltmeisterschaften durch Patrick Hausding (Wasserspringen), Jan Gürtler (Para-Tischtennis), Petrissa Solja (Tischtennis) und drei Mal Gold und 1x Silber bei Europameisterschaften durch Abass Baraou (Boxen), Marcus Groß (Kanurennsport) und Annika Schleu/Lena Schöneborn (Moderner Fünfkampf) sowie Conrad Scheibner (Kanurennsport). Aber auch der Nachwuchs trumpfte auf: 1x JWM-Bronze durch Gisele Wendler (Leichtathletik), 4x JEM-Gold durch Rebecca Langrehr (Moderner Fünfkampf), Moritz Wolff (Rudern), Nico Naujock (Segeln), Patrick Kreisel/Lou Massenberg (Wasserspringen); 5x JEM-Silber durch Hendrikje Richter (Leichtathletik), Carlotta Walser/Julie Walser (Moderner Fünfkampf), Nora Peuser (Rudern), Elena Wassen (Wasserspringen) sowie 3x JEM-Bronze durch Pattric Enders (Rudern), Christina Wassen, Lena Hentschel (Wasserspringen).
Bei den Nationalmannschaften lief es für die deutschen Hockeyteams – wie gewohnt – sehr erfreulich. Sowohl die Damen als auch Herren schafften die Qualifikation zur WM 2018. Mit dabei der Olympiadritte von 2016, Martin Zwicker. Ebenso erfolgreich waren die deutschen Handballer, die ihr Ticket zur Europameisterschaft 2018 in Kroatien lösten. Im Team unter dem neuen Bundestrainer Christian Prokopp: Die vier Medaillengewinner von RIO, Silvio Heinevetter, Fabian Wiede, Steffen Fäth und Paul Drux. Die DVV-Frauen qualifizierten sich souverän und ohne Niederlage für die WM 2018 in Japan. Im 14er-Team auch Anna Pogany.
Bei den Berliner Mannschaftssportarten sicherten sich die Tischtennis-Damen von ttc berlin Eastside erneut das Tripple. Zugleich gewann das Team zum dritten Mal in vier Jahren die Champions League. Die BR Volleys krönten die Saison 2016/17, nach der Teilnahme am Pokalfinale und am Champions League Final Four, mit dem achten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Die Handballer der Füchse Berlin standen im Final Four des EHF-Pokals und mussten sich erst im Finale den Gastgebern aus Göppingen geschlagen geben. Die junge Box-Mannschaft von Hertha BSC Berlin wurde Vizemeister. Mit dem überraschenden zweiten Platz konnten die Gewichtheber des Berliner TSC eine erfolgreiche Bundesligasaison abschließen.
Aber es gab auch Enttäuschungen/Rückschläge: So z.B. verfehlte Olympiasieger Christoph Harting die WM-Norm für London. Die Volleyball-Nationalmannschaft – noch 2012 mit Bronze dekoriert- verpasste die WM-Qualifikation. Das gleiche Schicksal widerfuhr den deutschen Volleyball-Nachwuchs-Teams der U21 (männlich) und U20 (weiblich).
Die schwere Verletzung von Turner Lukas Dauser, die er sich bei den Deutschen Meisterschaften zuzog, zwingt ihn zu einer langen Wettkampfpause. Ebenso verletzte sich BMX-Spezialist Luis Brethauer am Sprunggelenk schwer.
Hier nun ausgewählte Wettkampfergebnisse im Detail:
Eishockey
Vor heimischem Publikum war die Weltmeisterschaft in der fast täglich ausverkauften Arena zu Köln ein Publikumsmagnet. Das deutsche Team spielte mit dem Einzug in das Viertelfinale eine souveräne WM. Trotz einer 1:2 Niederlage gegen Kanada bedankte sich das begeisterte Publikum mit stehenden Ovationen. Mit dabei: Der Eisbär Frank Hördler.
Boxen
Bei den Europameisterschaften der Boxer in Charkiw/Ukraine gewann der 22-jährige Abass Baraou das Finale im Weltergewicht (-69kg) gegen den Engländer Pat McCormack mit 4:1 Wertungspunkten. Es ist das erste EM-Gold für den Deutschen Boxsport-Verband seit 2010. Der dreimalige Deutsche Meister und Chemiepokalgewinner bestätigte damit seine vorzeitige Nominierung zur Weltmeisterschaft Ende August in Hamburg. Der zweite Berliner Starter, Omar El-Hag verlor knapp seinen Kampf mit 2:3 Wertungspunkten im Bantamgewicht (-56kg) und schied in der Vorrunde aus.
Kanurennsport
Doppelolympiasieger Marcus Groß verteidigte bei den Europameisterschaften im bulgarischen Plovdiv mit einer Bootslänge Vorsprung seinen Titel. Aus dem „Training“ heraus ließ er mit Partner Max Hoff aus Essen mit einem Start-Ziel-Sieg der Konkurrenz keine Chance. Im K4 über 1.000m erreichte das Team Tamas Gecsö (Potsdam), Lukas Reuschenbach (Oberhausen), Kostja Stroinski (Berlin) und Kai Spenner (Essen) einen passablen fünften Platz. Mit seiner ersten internationalen Medaille konnte sich Conrad Scheibner nach 4 Jahren in der Nationalmannschaft belohnen. Der Canadierfahrer gewann mit seinen Potsdamer Kollegen Jan Vrandrey, Sebastian Brendel und Stefan Kiraj Silber im 1000m Vierer. Mit halbierter Strecke und Mannschaft ging es dann im C2 500m mit Stfan Kiraj noch auf Platz 8.
Leichtathletik
Bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt sicherte sich der Olympiasieger von 2012, Robert Harting, mit 65,65 Metern seinen zehnten nationalen Titel. Sein Ehefrau, Julia Harting, machte es ihm nach und schleuderte den Diskus auf 63,63 Meter. Für sie war es der zweite DM-Titel nach 2015. Beide können für die Weltmeisterschaft in London vom 4. bis 13. August planen. Ebenso Svea Köhrbrück über die Stadionrunde. Christoph Harting fand keinen passenden Wurf und wurde Vierter (62,51 m).
Tischtennis
Bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft in Düsseldorf holte Petrissa Solja an der Seite von Weltklasse-Spieler Fang Bo aus China Bronze im Mixed-Wettbewerb. Mit 2:0 und 3:1 Sätzen führte das deutsch-chinesische Paar im Halbfinale bereits, musste sich aber am Ende Kasumi Ishikawa und Maharu Yoshimura aus Japan geschlagen geben. Für Petrissa Solja war dies ein unglaublicher Erfolg. Im Mixed holte der Deutsche Tischtennis-Bund seit 1971 keine WM-Medaille mehr. Im Einzel musste Petrissa Solja das bittere Aus verkraften. In Runde zwei verlor sie mit 1:4 gegen die Ungarin Szandra Pergel.
Moderner Fünfkampf
Annika Schleu und Lena Schöneborn haben in Minsk nach einer fulminanten Aufholjagd die Goldmedaille im Staffel-Wettbewerb gewonnen. Für das Duo ist es nach WM-Gold 2012 und 2016 sowie EM-Gold 2015 der vierte gemeinsame Titel in dieser Disziplin. Silber ging in diesem Jahr an Russland und Bronze an Weißrussland. Danach blieben die Berliner Athletinnen bei der Einzelentscheidung ohne Erfolgserlebnis. Für das beste Ergebnis sorgte Annika Schleu mit dem 12. Rang. Dahinter folgten Alexandra Bettinelli mit dem 16. und Ronja Steinborn mit dem 32. Rang. Besonders bitter war der Wettkampfverlauf für die Olympia-Vierte, Annika Schleu. Sie verlor im Fechten mit einer schwarzen Serie von 10 Niederlagen aus 12 Kämpfen und im Reiten nach einer Verweigerung „ihres“ Pferdes viele Punkte zur Konkurrenz. Olympiasiegerin Lena Schöneborn ließ den Einzelwettbewerb aufgrund des Trainingsrückstandes aus.
Segeln
In griechischen Thessaloniki fand bei heißen Temperaturen um die 40°C die Weltmeisterschaft der 470er statt. Am Start waren 61 Damen-Teams aus 26 Nationen. Frederike Loewe und Anna Markfort – zuvor Gewinnerinnen der Kieler Woche – zeigten wiederum eine starke Leistung und belegten als bestes deutsches Team einen 15. Platz.
Wasserspringen
Die Weltmeisterschaft in Budapest wurde zu den „Patrick-Hausding-Festspielen“. Fünf Wettkämpfe an sieben Tagen mit fast 60 Sprüngen. Kein anderer Wasserspringer absolvierte so ein Mammutprogramm und dies mit riesigem Erfolg. Silber vom 3m-Brett – die erste WM-Einzelmedaille seit 26 Jahren – Bronze im Turm-Synchron und dazu noch zwei Vierte und ein fünfter Platz. Damit gehört Patrick Hausding zweifellos zu den erfolgreichsten Wasser-springern aller Zeiten und dies vom Brett und vom Turm. Aber auch die anderen Berliner Wasserspringer zeigten tolle Leistungen. Mit einem starken vierten Platz im Synchronspringen vom 3-m-Brett gaben Tina Punzel und der erst 16-jährige Lou Massenberg einen tollen WM-Einstand. Zudem startete Lou vom 1m-Brett und sammelte wertvolle Erfahrungen. Die beiden Turmspezialisten Maria Kurjo und Christina Wassen verpassten knapp den Einzug unter die besten Zwölf. Maria wurde mit 306.30 Punkten im Halbfinale 13 und Christina 14. Zum Finale vom Turm-Synchronspringen fehlten Christina und Elena Wassen lediglich 4,56 Punkte. Mit 257,94 Punkten belegte das Berliner Duo Rang 15. Die 18-jährige Christina Wassen und ihr 11 Jahre älterer Sprungpartner Florian Fandler aus Halle landeten im Mixed-Synchronspringen vom Turm mit insgesamt 302.46 Punkten am Ende auf dem achten Rang. Auch Maria Kurjo war mehrmals im Einsatz. Trotz eines tollen Wettkampfes musste sie sich an der Seite von Patrick Hausding im Team-Event – Maria sprang vom Turm, Patrick vom 3m-Brett – mit Rang vier vorliebnehmen. Das Duo verpasste eine Medaille um 16,35 Zähler.
Behindertensport
Leichtathletik
Dem Sprintspezialisten Thomas Ulbricht ist der Disziplinwechsel zum Speerwurf gelungen. Bei seinem ersten großen internationalen Wettkampf in dieser Disziplin – den Para-Weltmeisterschaften in London – belegte er mit einer persönlichen Bestweite von 50,59 m den sechsten Rang. Vier Tage zuvor startete Thomas über die 100 Meter der Klasse T12. Er verpasste das Halbfinale der besten Acht als 14. in 11,52 Sekunden.
Para-Kanu
Der Parakanute Tom Kierey kam in der Klasse KL3 auf Platz sieben. Sein Fokus liegt aber eindeutig auf der Weltmeisterschaft im August.
Para-Segeln
Die Weltmeisterschaften im Para-Segeln im Rahmen der Kieler Woche waren nicht nur für die deutsche Nationalmannschaft aufgrund des bekannten Reviers besonders, sondern auch ein Wegweiser für die gesamte Sportart. 2020 wird Segeln nicht bei den Paralympischen Spielen vertreten sein – der große Traum, Segeln ab 2024 wieder in das paralympische Programm aufzunehmen – stand über allem. Fast 100 Segler aus 41 Nationen waren dafür ein starkes Signal. Lasse Klötzing belegte am Ende Rang Sieben im Einer (2.4mR).
Rollstuhltischtennis
Bei der ersten separaten Team-Weltmeisterschaften in Bratislava bildeten Valentin Baus und Jan Gürtler in der WK 5 ein Team. Als Gruppenzweite trafen sie im Viertelfinale ausgerechnet auf die Paralympics-Sieger aus Korea. Der Start in die Partie mit 0:3 misslang gründlich. Dann jedoch zeigte Baus gegen Kim Jung-Gil eine fantastische Leistung und glich mit einem 3:1 Sieg den Spielstand aus. Nun kam alles auf das letzte Einzel von Jan an, der als Weltranglisten-Elfter gegen den amtierenden Vize-Weltmeister Kim Ki-Young antreten musste. Jan Gürtler zeigte das Spiel seines Lebens und bezwang den Koreaner in fünf Sätzen. Im Halbfinale trafen die Deutschen mit Taipeh auf die Silbermedaillen-Gewinner von Rio. Das Team musste sich dann in einem harten Spiel geschlagen geben. Dennoch war die Bronzemedaille ein Riesenerfolg.