Was für ein Spektakel beim 6. ISTAF INDOOR! 12.100 Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena Berlin feiern mit Top-Athleten aus aller Welt eine Premieren-Party und einen Auftakt nach Maß ins Leichtathletik-Jahr. Malaika Mihambo liefert eine fulminante Weitsprung-Show mit drei Sprüngen nah an die sieben Meter – nur zwei Deutsche waren jemals besser. Pamela Dutkiewicz gewinnt die Neuauflage des EM-Finals über 60 Meter Hürden mit Weltjahresbestzeit. Stabhochsprung-Weltmeister Sam Kendricks kratzt am US-Rekord. Und im weltweit ersten Diskus-Duell „Frauen gegen Männer“ bleibt es spannend bis zum Schluss. Am Ende triumphieren die Frauen – und Nadine Müller wirft so weit wie noch nie eine Athletin vor ihr unterm Hallendach.
„Danke, Berlin“, jubelte Malaika Mihambo nach dem sensationellen Sieg beim ISTAF INDOOR. Nach zwei ungültigen Versuchen hatte die Weitspringerin der LG Kurpfalz mit 6,94 Meter die Führung übernommen. Im vierten Durchgang steigerte sich die Europameisterin zwei Tage vor ihrem 25. Geburtstag auf 6,99 Meter, zum Abschluss des Wettbewerbs legte sie noch einmal 6,98 Meter nach. Die letzte Deutsche, der ein Sieben-Meter-Satz in der Halle gelang, ist Heike Drechsler. Die schaffte es vor 24 Jahren. „Der eine Zentimeter tut nicht weh, ich freue mich über die Weltjahresbestleistung und weiß, dass ich die sieben Meter knacken kann und werde“, sagte Malaika Mihambo. „So bleibt mir noch ein bisschen die Vorfreude darauf. Ich sehe mich nicht wirklich als die Gejagte, sondern möchte auch in der kommenden Saison weiter angreifen. Hier beim ISTAF INDOOR vor dieser wahnsinnigen Kulisse zu springen, fühlt sich unglaublich toll an und macht wahnsinnig viel Spaß.“ Zweite wurde Maryna Bekh-Romanchuk (6,73 m) vor Hallen-Weltmeisterin Ivana Spanovic (6,65 m).
Auch das Finale über 60 Meter Hürden der Frauen riss die Fans von den Sitzen. Im stark besetzten Wettbewerb feierten die deutschen Hürdensprinterinnen einen Doppelerfolg. Die EM-Zweite Pamela Dutkiewicz stürmte mit der Jahresweltbestzeit von 7,89 Sekunden ins Ziel, gefolgt von der EM-Dritten Cindy Roleder in ebenfalls starken 7,91 Sekunden. Europameisterin Elvira Herman (Weißrussland) wurde Dritte (7,97 Sek.).
Die Show der Stabhochspringer entschied Weltmeister Sam Kendricks für sich. Mit übersprungenen 5,86 Metern schob sich der US-Amerikaner auch in der Weltjahresbestenliste auf Platz eins. An dieser Höhe waren Vorjahressieger Piotr Lisek und Pawel Wojciechowski (beide 5,76 m) gescheitert. Die beiden Polen belegten damit die weiteren Podestplätze. Malte Mohr wurde mit seiner zweitbesten Hallenhöhe der vergangenen vier Jahre Fünfter (5,56 m).
Bei ihrem ersten Auftritt als Athletin des SCC Berlin wurde Gina Lückenkemper von den über 12.000 Fans frenetisch gefeiert. Für den Sieg reichte es nicht. Deutschlands schnellste Sprinterin verbesserte zweimal die deutsche Jahresbestzeit und sicherte sich in 7,30 Sekunden über die 60 Meter den dritten Platz hinter der Britin Kristal Awuah (7,19 Sek., persönliche Bestzeit) und Klara Seidlova aus Tschechien (7,27 Sek.). „Hier beim ISTAF INDOOR fühle ich mich wie ein Rockstar. Das ist ein megageiles Gefühl, und dafür möchte ich mich bei allen Berlinern bedanken. Für das Publikum hätte ich gern eine bessere Leistung gezeigt.“
Bei den Männern erlebten die Fans über die 60 Meter gleich vier persönliche Bestleistungen. Der EM-Zweite Reece Prescod siegte mit seiner Rekordzeit von 6,53 Sekunden knapp vor Arthur Cissé (6,53 Sek.), der den Landesrekord der Elfenbeinküste verbesserte. „So nah bei den Fans zu sein, ist etwas Besonderes. Die Deutschen veranstalten hier eine tolle Show“, jubelte Prescod. Auch der deutsche Freiluft-Meister Kevin Kranz sprintete so schnell wie nie zuvor in der Halle. Der Hesse steigerte sich im Vorlauf auf 6,60 Sekunden, im Finale war er nur eine Hundertstelsekunde langsamer und wurde damit Vierter.
Die 60 Meter Hürden dominierte bei den Männern der Favorit. Pascal Martinot-Lagarde setzte sich in 7,62 Sekunden durch, der Europameister stellte damit eine neue Saisonbestzeit auf und freute sich über das „fantastische Publikum“. Zweiter wurde der vierfache Deutsche Meister Gregor Traber in 7,65 Sekunden vor dem WM-Dritten Balazs Baji (7,76 Sek.).
Bei der Weltpremiere des Diskus-Duells „Frauen gegen Männer“ warf Nadine Müller den Diskus im dritten Durchgang auf 63,89 Meter und pulverisierte damit die bisherige Bestmarke von Shanice Craft (62,07 m) – Meetingrekord und inoffizieller Weltrekord! Und auch mit ihrem Team räumte die 33-Jährige ab. Gemeinsam mit Shanice Craft, Claudine Vita und der Portugiesin Liliana Cá gewann Nadine Müller das packende erste Diskus-Duell gegen Christoph Harting, Martin Wierig, Lukas Weißhaidinger (Österreich) und Ola Isene (Norwegen) mit 27:24. „So einen tollen Wettkampf wie heute beim ISTAF INDOOR hat man nicht alle Tage“, jubelte Nadine Müller. „Ich bin sehr stolz, diesen Rekord hier geworfen zu haben. Das Duell gegen die Männer war eine super Sache. Diesen spannenden Schlagabtausch bei jedem Versuch haben wir Athleten genauso genossen wie die Zuschauer. Die Stimmung war großartig und mit keinem anderen Wettkampf zu vergleichen. Das direkte Duell macht die Leichtathletik spannend und uns Athleten sehr viel Spaß.“
Meeting-Direktor Martin Seeber war nach den vier Stunden voller Highlights restlos zufrieden: „Fantastische Leistungen und eine fantastische Stimmung – typisch ISTAF INDOOR. Unsere Premiere mit dem Diskus-Duell ist extrem gut angekommen bei den Zuschauern und den Athleten. Auch die erstmals eingerichtete Plan International Fan Zone war ein voller Erfolg.“