Paula Pichier erfolgreich bei den Deaflympics

10. Juni 2022 | Allgemein

Bei der 24. Ausgabe der Deaflympics im brasilianischen Caxias do Sul war auch die Berlinerin Paula Pichier von den Wasserfreunden Spandau 04 mit dabei. Die 13-Jährige übertraf ihre eigenen Erwartungen: 100 m Rücken: Platz 6, 50 m Rücken: Platz 7, 100 m Brust: Platz 8, 50 m Brust: Platz 5 , 200 m Brust: Platz 5. Wir trafen die gehörlose Schwimmerin zum Interview im Olympiapark Berlin.

Paula, was hast Du nach Deinem Erfolg gemacht – gefeiert?
Ein wenig. Ich wurde am Olympiastadion von meinen Freundinnen mit Schildern und Trommeln empfangen, das war klasse. Die Trainer und meine Familie haben natürlich auch gratuliert. Leider wurde ich danach erst einmal krank und musste mich erholen. Inzwischen trainiere ich aber wieder.

Was steht als nächstes im Schwimmen an?
Die Berliner Meisterschaften sind Anfang Juli, da möchte ich die Bruststrecken schwimmen (50, 100 und 200 m) und eventuell Schmetterling und Lagen. Ich strebe natürlich Bestzeiten an, muss aber erst einmal schauen, was nach der Pause möglich ist.

Wie ist jetzt Dein Verhältnis zu Deinem drei Jahre älteren Bruder Felix? Immerhin hat er Dich zum Schwimmen gebracht, war dann aber auch erst einmal Dein Konkurrent.
Das stimmt, aber das ist Jahre her. Seit ich auf der Sportschule bin, ist das nicht mehr so. Felix macht nächstes Jahr sein Abitur und schwimmt im Breitensport, so dass er jetzt einen ganz anderen Fokus hat als ich.

Wer oder was spornt Dich an?
Als Person ein Sportkamerad, der ein Jahr jünger ist, aber zum Teil besser schwimmt. Ansonsten spornt mich an, aus Fehlern zu lernen, besser zu werden und Wettkämpfe zu gewinnen. Meine Ziele sind die Teilnahme an der Gehörlosen-WM in Argentinien im nächsten Jahr und an den Deaflympics in Tokio 2025. Bei beiden will ich gut abschneiden und eine Medaille holen. Und ich möchte auch bei den Meisterschaften der Hörenden gern vorne mitschwimmen.

Deine Trainerin Renate Stamm achtet darauf, dass Du alles verstehst, will Dich aber nicht bevorzugt behandeln. Wie geht es Dir damit?
Ich will das auch so. Klar höre ich etwas schlechter, aber deswegen schwimme ich nicht schlechter! Für mich macht es keinen Unterschied, da ich ja im Wasser ein besonderes Hörgerät trage, das mich fast normal hören lässt. Bei den Gehörlosen-Wettkämpfen darf aber keine Hörhilfe getragen werden, denn es gibt Gehörlose, die auch mit Hörhilfen nichts hören können. In der Schule trage ich eine normale Hörhilfe und komme damit auch gut klar, denn ich bin mit ihr und ohne Gebärdensprache aufgewachsen.

Hast Du ein Wettkampf-Ritual oder einen Glücksbringer?
Erst einmal lege ich mir für jede Disziplin gedanklich einen Badeanzug zurecht, immer ein bestimmter für eine Disziplin. Morgens vor dem Wettkampf höre ich dann motivierende Musik, um mich konzentrieren zu können.

Bleibt neben dem Schwimmtraining – immerhin sieben Einheiten in der Woche – noch Zeit für Hobbys?
Ja klar. Ich mache was mit Freundinnen, zum Beispiel Basketball, Fußball oder Rollerfahren. Zuhause chille ich aber am liebsten.

Hast Du ein Vorbild?
Nein. Ich bewundere aber alle Leute, die Medaillen gewonnen oder schwere Schicksale überstanden haben und wieder aufgestanden sind.

Wovon träumst Du noch?
Tokio ist mein Traumland, das ich unbedingt sehen will. Ich find die Kultur toll, die Technik ist weiter fortgeschritten als hier, alles ist sauber und das Essen ist klasse.

Also isst Du am liebsten japanisch.
Und ich liebe italienische Gerichte wie Pasta und Pizza! Jetzt kann ich auch noch alles ohne Vorgaben essen, irgendwann werde ich aber aufpassen müssen beim Gewicht. Wobei das beim Schwimmen weniger entscheidet als die Größe. Je größer man ist, umso besser. Ich bin jetzt 1,62 m groß.

Wie sieht es mit der Konkurrenz aus – wer ist die Dir im Schwimmen auf den Fersen?
International ist das schwierig zu sagen. Die Ukraine, USA, Japan sind starke Länder. Meine nationalen Konkurrentinnen kommen aus Hohenschönhausen oder hier vom SV Wasserfreunde Spandau.

Wofür bist Du dankbar?
Dass meine Eltern mich immer unterstützen und dass ich auf die Sportschule gehen kann, wo man mich leistungstechnisch voranbringt.

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