Höher, schneller, weiter! Beim 4. ISTAF INDOOR vor einer Woche pushte das Berliner Publikum die Athleten wieder zu Top-Leistungen. Die 12.600 Zuschauer in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena bejubelten insgesamt zwölf persönliche Rekorde, 18 Saisonbestleistungen und eine Weltjahresbestleistung. Weitere Highlights: das Triple von Hürden-Ass Cindy Roleder und der Auftritt von Lokalmatador Christoph Harting, der in seinem ersten Wettkampf nach dem Olympiasieg seinen ersten ISTAF INDOOR-Triumph feierte.
181 Tage nach dem Gewinn der Goldmedaille in Rio de Janeiro genoss Christoph Harting die Rückkehr sichtlich. Er scherzte mit den Kindern im Publikum, nahm Maskottchen Berlino auf die Schippe – und schleuderte seinen Diskus gleich im ersten Versuch auf 63,84 Meter. So sehr sich die Konkurrenz beim weltweit größten Hallenmeeting der Leichtathletik auch ins Zeug legte, diese Weite erreichte niemand mehr. „Die Stimmung war viel besser als bei Olympia. Spaß pur und eine tolle Plattform für unsere Sportart“, sagte Christoph Harting. Platz zwei belegte der Magdeburger Martin Wierig (62,67 m) vor Lukas Weißhaidinger (62,23), der sich „einfach riesig“ freute, als erster Österreicher an dem spektakulären Hallen-Diskuswettbewerb teilzunehmen. ISTAF INDOOR-Moderator Wolf-Dieter Poschmann gratulierte mit einem Augenzwinkern zum „neuen Landesrekord“.
Da saß Cindy Roleder schon beim Essen auf der Tribüne, strahlte aber immer noch über ihren Hürden-Coup. Sie ließ auf der blauen 60-m-Bahn unter anderem die australische Olympiasiegerin Sally Pearson (Platz drei) hinter sich und gewann zum dritten Mal das ISTAF INDOOR. „Ich wollte unbedingt das Triple“, jubelte Cindy Roleder. „Das ISTAF INDOOR ist ein Hammer-Meeting, richtig geil. Die Konkurrenz und die Stimmung haben mich extrem gepusht.“ Die Europameisterin lief so schnell wie noch nie (7,85 Sek.) und europäischen Saisonrekord. Direkt dahinter – beim ISTAF INDOOR und in der kontinentalen Jahresbestenliste: Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01). Die 25-Jährige lief an diesem Abend zweimal 7,88 Sekunden und machte mit der persönlichen Bestleistung den deutschen Doppelsieg perfekt. Bei den Männern gewann der Ungar Balasz Baji (7,60 Sek.) den Hürdensprint vor PetrSvoboda aus Tschechien (7,67 Sek.) und dem Deutschen Erik Balnuweit (7,81 Sek.).
Ihrer Favoritenrolle gerecht wurde der serbische Weitsprung-Star Ivana Spanovic – und wie! Mit 6,87 Metern übertraf die Olympia-Dritte die Jahresweltbestweite gleich um 14 Zentimeter. Auch für die deutschen Starterinnen glich der Weitsprung-Wettbewerb einer Rekordjagd. Als Zweite sprang Claudia Salman-Rath mit starken 6,76 Metern so weit wie nie zuvor. Das gelang auch Maryse Luzolo, die mit ihrer neuen persönlichen Bestweite (6,56 m) auf dem fünften Platz landete.
Vorjahressiegerin Alexandra Wester wurde mit Saisonbestleistung (6,71 m) Dritte und war zufrieden. „6,71 Meter sind der Hammer! Das Publikum hat uns wieder wahnsinnig gut unterstützt.“ Und Claudia Salman-Rath bekannte: „Ich wusste gar nicht, dass ich so weit springen kann. Die Stimmung in der Arena war einfach gigantisch.“
Mit Thiago Braz da Silva und Kim Collins mussten in zwei weiteren Disziplinen die Vorjahressieger der Konkurrenz den Vortritt lassen. Der brasilianische Stabhochsprung-Olympiasieger Thiago Braz da Silva, der 2016 in der Mercedes-Benz Arena ins Rampenlicht gesprungen war, wurde Zweiter (5,70 m) vor dem Deutschen Raphael Holzdeppe (5,70 m) und hinter dem Polen Piotr Lisek. Der derzeit weltbeste Stabhochspringer siegte mit 5,86 Metern. Der 40 Jahre alte Publikumsliebling Kim Collins (St. Kitts und Nevis) sprintete nach Siegen 2014, 2015 und 2016 im 60-m-Finale der vierten Auflage in 6,59 Sekunden auf Rang zwei. Der britische Europameister James Dasaolu (6,57 Sek.) war schneller. Kim Collins will im kommenden Jahr auf jeden Fall wiederkommen. „Ich muss, natürlich“, sagte der Sprint-Oldie und lachte.
Grund zum Lachen hatte auch Gina Lückenkemper, die im 60-m-Finale als beste Deutsche auf den dritten Platz sprintete (7,24 Sek.). Direkt dahinter lief Chantal Butzek als jüngste Teilnehmerin des Meetings so schnell wie nie zuvor (7,25 Sek.). Lisa Mayer wurde Fünfte (7,28 Sek.), ihren Vorlauf hatte sie ebenfalls mit persönlicher Bestzeit (7,24 Sek.) abgeschlossen. „Supercool, die Stimmung ist einmalig“, sagte Gina Lückenkemper. „Man sieht an den Wahnsinns-Leistungen, wie das die Athleten beflügelt. Ich will im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein.“
Zuvor wird die deutsche Spitzensprinterin der LG Olympia Dortmund aber im Sommer in Berlin Station machen – beim 76. ISTAF im Berliner Olympiastadion am 27. August. Gina Lückenkemper: „Der Start ist fest eingeplant.“ (Tickets unter www.istaf.de)
Meetingdirektor Martin Seeber: „Das ISTAF INDOOR hat wieder gezeigt, wie faszinierend und spannend die Leichtathletik sein kann und was für großartige Sportler wir haben. Toll, dass auch an einem Freitagabend die Mercedes-Benz Arena ausverkauft war und 12.600 Fans mitgefiebert haben.“