Eine wahre Aufholjagd startete Sprint-Star Gina Lückenkemper (SCC Berlin) am Sonntag beim ISTAF INDOOR in Düsseldorf. Die Doppel-Europameisterin eilte im 60-Meter-Finale der „Start-Rakete“ Ewa Swoboda hinterher und fing die Polin fast noch ab. Für beide wurden 7,18 Sekunden gestoppt. Das Zielfoto ergab den Mini-Vorsprung von zwei Tausendstelsekunden – oder umgerechnet etwa 2,5 Zentimeter – zugunsten von Ewa Swoboda. Trotzdem war Deutschlands „Sportlerin des Jahres“ mehr als zufrieden mit dem ersten Rennen auf großer Bühne seit ihrem Doppel-Triumph von München.
„Ich wäre heute mit einer Zeit unter 7,30 Sekunden zufrieden gewesen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich zwei solche Zeiten auf die Bahn bringe. Aber das Publikum hat mich unheimlich gehypt. Die Stimmung hat dafür gesorgt, dass es so gut lief“, sagte der Publikumsliebling. Überhaupt war sie in ihrer Karriere nur viermal schneller als beim ISTAF INDOOR in Düsseldorf. Ihr nächstes Rennen bestreitet Gina Lückenkemper am 10. Februar beim ISTAF INDOOR in der Berliner Mercedes-Benz Arena.
Beim ISTAF INDOOR in Düsseldorf sprühten bereits die Funken in die Höhe, als Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) einen Jubeltanz vor der Haupttribüne vollführte. Die ausgelassene Freude hatte ihren Grund. Schließlich machte Malaika Mihambo am Sonntagnachmittag wieder „Malaika Mihambo Things“. Und das heißt: im sechsten und letzten Durchgang die Spitze übernehmen. Das gelang der Weitsprung-Olympiasiegerin im PSD BANK DOME eindrucksvoll. Mit 6,83 Metern flog sie unter dem frenetischen Jubel der 6100 Leichtathletik-Fans an die Spitze und wiederholte mit großem Vorsprung ihren Vorjahressieg vor der EM-Dritten Jazmin Sawyers (Großbritannien; 6,50 m). „Das war mein erster Weitsprung-Wettkampf des Jahres. Da passt es noch nicht direkt mit dem Anlauf. Am 10. Februar beim ISTAF INDOOR in Berlin will ich da anfangen, wo ich heute aufgehört habe“, freute sich die zweifache Weltmeisterin bereits auf ihren nächsten Hallen-Auftritt im Weitsprung. In diesem Winter werden die Fans Malaika Mihambo vor den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund (18./19. Februar) nur noch beim ISTAF INDOOR in Berlin in einem Weitsprung-Wettkampf erleben.
Weltklassezeiten zeigten die Sprinterinnen über 60 Meter Hürden. Mit der persönlichen Bestzeit von 7,84 Sekunden – gleichzeitig europäische Jahresbestzeit – setzte sich Europameisterin Pia Skrzyszowska (Polen) mit 7,84 Sekunden in einem ganz engen Finale durch. Als Zweite jubelte Reetta Hurske über 7,86 Sekunden und einen neuen finnischen Rekord. Den hatte sie bereits im Vorlauf auf 7,88 Sekunden verbessert. Ein Doppel-Rekord beim ISTAF INDOOR!
Apropos Doppel: Den Hürden-Doppelsieg für Polen machte Jakub Szymanski perfekt. Der erst 20-Jährige setzte sich bei den Männern ebenfalls ganz knapp in 7,63 Sekunden vor Eric Edwards (USA; 7,643 sec) und dem EM-Dritten Just Kwaou-Mathey (Frankreich; 7,66 sec) durch. „Ich wollte unbedingt wie Jakub gewinnen. Sein Sieg hat mich extrem motiviert. Auch die tolle Präsentation der Athleten hat mir gut gefallen“, sagte Pia Skrzyszowska. Lokalmatador Gregory Minoue (TV Angermund) lief im Vorlauf mit 7,79 Sekunden eine neue Bestzeit und wurde im Finale Sechster. „Das war verrückt. So etwas wie heute habe ich noch nie erlebt. Ich habe das Heimspiel richtig genossen. Hoffentlich darf ich auch beim ISTAF INDOOR in Berlin laufen und die tolle Atmosphäre genießen“, jubelte der Düsseldorfer.
Über 60 Meter zeigten die deutschen Sprint-Asse eine starke Vorstellung. Hinter dem EM-Dritten Jeremiah Azu (Großbritannien; 6,60 sec) stürmten Owen Ansah (Hamburger SV; 6,65 sec), Julian Wagner (Top-Team Thüringen; 6,65 sec) und Yannick Wolf (LG Stadtwerke München; 6,66 sec) auf die Plätze zwei bis vier. Die schnellste Zeit des Nachmittags ging allerdings aufs Konto von Julian Wagner. Der Thüringer sprintete im Vorlauf in 6,59 Sekunden zum Sieg und zeigte sein enormes Potenzial. „Das war ein super Saisoneinstieg. Jetzt freue ich mich aufs ISTAF INDOOR in Berlin“, jubelte Julian Wagner. Dort treffen die deutschen Top-Sprinter erneut auf Düsseldorf-Sieger Jeremiah Azu.
Stabhochspringer KC Lightfoot und die 6100 Fans im PSD Bank Dome jubelten bereits über die neue Weltjahresbestleistung von 5,85 Metern. Doch dann entschloss sich die „zickige“ Latte, nachdem sie dreimal auf und ab gehüpft war, noch zu fallen. Der Sechs-Meter-Springer durfte sich mit 5,76 Metern und dem Sieg in Düsseldorf trösten. Er führte damit ein Weltklassefeld mit vier weiteren 5,70-Meter-Springern an.
Auf den Plätzen vier und fünf landeten Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Gilian Ladwig (Schweriner SC). „Der Wettkampf war von der Stimmung überragend, es ist eins meiner Lieblingsmeetings. Es waren viele Freunde hier, da will man natürlich richtig gut springen. Bei den nächsten Wettkämpfen muss ich an diese Leistung anknüpfen“, so Torben Blech. Vize-Europameister und Lokalmatador Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) belegte mit 5,45 Metern Rang sieben. „Das ärgert mich schon. Denn bei seinem Heimspiel will man schon mehr rauskitzeln“, so der Düsseldorfer.
Nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen wurde das ISTAF INDOOR in Düsseldorf erstmals ohne Auflagen ausgetragen. Fest steht außerdem, dass das Top-Meeting auch in den kommenden drei Jahren in Düsseldorf veranstaltet wird. „Das erste ISTAF INDOOR Düsseldorf mit richtig vielen Fans – und gleich so ein stimmungsvolles, emotionales und spannendes Fest der Leichtathletik! Das hat Lust auf mehr gemacht hier in Düsseldorf – und die Vorfreude gesteigert auf das ISTAF INDOOR in Berlin am 10. Februar 2023 in der Mercedes-Benz Arena“, sagte Meetingdirektor Martin Seeber nach einem tollen Leichtathletik-Nachmittag.
Bastian Becker, Director Sports bei D.LIVE: „Die spektakuläre Inszenierung dieser großartigen Sportart hat heute die 6.100 Fans im PSD BANK DOME förmlich elektrisiert und von den Sitzen gerissen. Endlich konnten wir das ISTAF mit einem großen sportverrückten Publikum zelebrieren! Deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir noch drei weitere Jahre in Düsseldorf auf Rekord-Jagd mit Tausenden Fans gehen dürfen.“
ISTAF INDOOR Berlin am 10. Februar in der Mercedes-Benz Arena
In zwei Wochen in Berlin werden nicht nur die deutschen Stars Malaika Mihambo und Gina Lückenkemper wieder mit dabei sein, sondern auch Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis. Es ist also alles angerichtet für den nächsten Leichtathletik-Festtag. Feuer-Fontänen und Siegerjubel garantiert.
Text: Sven Ibald/ Foto: Tilo Wiedensohler (C4)