Anton Finger (23) belegte beim Weltcup in Poznán vom 17. bis 19. Juni den 7. Platz, sein Bruder Alexander (21) eine Woche später bei den deutschen Junioren- und Jahrgangsmeisterschaften in Köln den 2. Platz im Einer und den 1. Platz im Doppelvierer. Wir sprachen mit den Geschwistern vom Berliner Ruder-Club über das Erreichte und das, was noch kommen soll.
Gratulation zu euren Platzierungen! Was steht als nächstes an?
Anton: Vom 8. bis 10. Juli findet der „World Rowing Cup III“ in Luzern statt. Danach arbeite ich auf mein Saison-Highlight hin: die Weltmeisterschaft vom 18. bis 25. September in Racice.
Alexander: Ich trainiere gerade für die U23-WM Ende Juli in Italien, für die ich mich im Doppelvierer qualifizieren konnte.
Trainiert ihr zusammen?
Anton: Nicht mehr so oft, denn seit letzten Winter wohnen wir nicht mehr bei unseren Eltern in Kleinmachnow. Alex ist an den Wannsee gezogen und trainiert dort, ich wohne in Charlottenburg und trainiere oft in Hamburg.
Euer Vater Karsten Finger ist Vorsitzender des Berliner Landesrunderverbands und war selbst ein erfolgreicher Kader-Ruderer. Wie unterstützt er euch?
Anton: Unser Vater lässt uns viele Freiheiten und schaut, wie er uns im Hintergrund unterstützen kann. Die aktiven Entscheidungen treffen wir jedoch selbst. Unsere Mutter ist ebenfalls sehr ruderaffin, weshalb uns beide Elternteile beratend zur Seite stehen. Sie kommen auch gern zu unseren Wettkämpfen. Gerade waren sie bei Ruder-Events von Alex und unserer Schwester Victoria dabei und haben sie angefeuert.
Versteht ihr euch gut?
Anton: Definitiv. Und ich bin froh, wenn Alex Erfolge feiern kann. Wir werden ja oft verglichen, aber die drei Jahre zwischen uns machen schon einen Unterschied. Alex soll seinen eigenen Weg finden.
Alex: Anton ist für mich seit jeher ein Unterstützer und hat vieles gemacht, von dem ich profitiere, sei es im Studium (Anmerkung: Anton studiert Wirtschaftsingenieurwesen und Alexander Architektur an der TH Berlin) oder beim Sport. Er hat mir schon oft geholfen und den Weg geebnet mit seiner aufgeschlossenen Art, die es mir einfach macht, ihm zu folgen.
Ihr seid als Skull-Ruderer beide im Berliner Ruder-Club. Seht ihr es als Vor- oder Nachteil, im selben Verein zu sein?
Anton: Man wird natürlich oft miteinander verglichen, das ist aber okay. Es ist schön, dass wir uns gemeinsam präsentieren können. Jeder weiß sofort, dass wir die Finger-Brüder sind.
Alexander: Unser Vater ist ja auch bekannt, gerade im Verein, weil er da seine Jugend verbracht und große Erfolge gefeiert hat. Da haben wir einen familiären Status, was schön ist. Außerhalb des Vereins spielt es aber weniger eine Rolle, denn er ist zu einer anderen Zeit in einer anderen Disziplin gerudert.
Anton: Ich finde es toll, wenn man als die Ruder-Familie gesehen und von mir aus auch verglichen wird. Für uns als Familie ist es zudem praktisch, denn wir wissen, was wir warum machen. Dadurch, dass unsere Eltern den Sport kennen und lieben und von unseren Großeltern unterstützt wurden, gehört das Rudern zu unserer Familie einfach dazu.
Wie würdet ihr euch gegenseitig beschreiben?
Anton: Alex ist der Kreative, er ist häufig der Emotionalere und Zielstrebigere.
Alexander: Das stimmt. Anton interessiert sich mehr für Autos, ist technisch versierter als ich und er handwerkelt gern. Außerdem ist er der Ausdauernde von uns beiden, im Ruderboot und im Leben. Er lässt sich nicht so schnell unterkriegen, ist sehr aufgeschlossen, hilfsbereit und freundlich, bewahrt immer einen kühlen Kopf und geht gelassen an Dinge heran.
Was seht ihr eher kritisch beim anderen?
Anton: Bei Alex fällt mir spontan sein Zeitmanagement ein, was manchmal in die Richtung „entspanntes Trödeln“ geht.
Alexander: Antons Stärke ist bisweilen auch seine Schwäche: Er könnte manchmal etwas impulsiver und entschlossener sein, aber das liegt vielleicht auch an meiner Ungeduld. Und ich sehe ja, dass er auch so ins Ziel kommt.
Euer Vater hat vor 30 Jahren olympisches Silber im Vierer gewonnen. Ein Ansporn für euch?
Anton: Der Traum eines jeden Leistungssportlers ist es natürlich, bei den Olympischen Spielen starten zu können. Die Spiele in Paris sind für mich die erste Möglichkeit und das Ziel steht, es dahin zu schaffen.
Alexander: Olympia ist definitiv das große Ziel für jeden Sportler. Da ich noch ein paar Jahre jünger bin als Anton, weiß ich natürlich, dass es für mich eher ein langfristiges Ziel ist. Aber ich bin voller Vorfreude, dass es rein theoretisch möglich ist.
Ist noch ein Traum offen, beruflich oder privat?
Alexander: Ein Traum von mir ist, dass wir gemeinsam nach Australien reisen, denn ein Onkel lebt seit einigen Jahren in der Nähe von Brisbane.
Anton: Ich war 2016 schon da und konnte mein Ruder-Training vor Ort fortführen. Das mit Alexander zusammen zu machen wäre auch mein Traum.
Wie sahen Urlaube bisher bei euch aus – wurde auch gerudert?
Anton: Im Urlaub muss man mal Abstand gewinnen, da schwimme ich lieber im Wasser als das ich darauf rudere.
Alexander: Das sehe ich auch so. Wir wandern lieber oder schwimmen. Aktiv sind wir aber immer. Wobei ich mich eher darüber freue, mal die Füße hochlegen zu können, während Anton lieber aktiv ist.
Bleibt sonst noch Zeit für ein Hobby, das nichts mit dem Sport zu tun hat?
Alexander: Ein Hobby, das wir beide teilen, ist das Kochen. Anton kocht leidenschaftlich gern Risotto und ich bin gerade am Ausprobieren, was Currys angeht.
Und wie sieht es mit dem Plan aus, zusammen in einem Boot zu rudern?
Anton: Wir werden beide älter, so dass es eine Option ist, die nicht mehr allzu fern ist.