Obwohl das Sportjahr 2017 noch nicht beendet ist, kann eine erste Medaillenbilanz gezogen werden: Von Januar bis September errangen 25 Berliner Athletinnen und Athleten insgesamt 33 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften in 16 Sportarten, davon 9x Gold, 12x Silber und 12x Bronze. Ähnlich erfolgreich waren unsere Nachwuchsathleten: 23 Berliner gewannen 27 Medaillen bei internationalen Höhepunkten in 11 Sportarten, davon 8x Gold, 8x Silber und 11x Bronze.
Hier ausgewählte Wettkampfergebnisse im Berichtszeitraum:
Boxen
Erstmals seit über 20 Jahren waren gleich drei Berliner bei einer Weltmeisterschaft im Einsatz. Überragend dabei der Auftritt des Europameisters Abass Baraou. In einem spektaulären Viertelfinale besiegte er den Mongolen Tuvshinbat Byamba einstimmig nach Punkten. Sein Traum vom WM-Gold verwehrte ihm der britische Olympiasieger und Ex-Weltmeister Roniel Iglesias. Dennoch war WM-Bronze ein großer Erfolg für Abass und zugleich die einzige Medaille des Deutschen Boxsport-Verbandes in diesem Wettbewerb. Auch wenn Murat Yildirim und Omar El-Hag ihre Viertelfinalkämpfe verloren haben, überzeugten sie mit einer tollen Turnierleistung und belegten am Ende die Plätze fünf und sechs.
Hockey
Die Europameisterschaft verlief in Amsterdam bis zum Halbfinale wie gewohnt erfolgreich. Die deutschen Herren – mit Martin Häner und Martin Zwicker – hatten die Vorrunde mit zwei Siegen (7:3 gegen Aufsteiger Polen und 4:3 gegen England) sowie einem Remis gegen Irland (1:1) abgeschlossen. Das Team von Bundestrainer Stefan Kermas zeigte dann im Halbfinale Nerven und unterlag dem Olympia-Zweiten Belgien mit 0:2 im Penaltyschießen. Nach regulärer Spielzeit hatte es 2:2 gestanden. Das kleine Finale ging gegen England mit 2:4 verloren.
Seit 1970 gibt es Europameisterschaften im Feldhockey. Erstmals gewann ein deutsches Team keine Medaille. Aber der 4. Platz ist dennoch respektabel.
Kanurennsport
Die Regattastrecke im tschechischen Racive wurde zum „Goldrevier“ für Conrad-Robin Scheibner. Mit seinen drei Potsdamer Kollegen Stefan Kiraj, Sebastian Brendel und Jan Vandrey sorgte der C4 über 1.000m für Furore. Am Ende siegten sie mit fast zwei Sekunden Vorsprung vor Polen und der Ukraine. Zuvor landete Conrad-Robin im C2 über 500m mit Stefan Kiraj auf Rang neun. Steuerprobleme machte dem Duo zu schaffen. Über eine Bronzemedaille freute sich der K4 der Herren über 1.000m mit Tamas Gecsö, Lukas Reuschenbach, Kostja Stroinski und Kai Spenner. Zuvor paddelte Kostja im K2 der Herren über 500m mit Max Zaremba aus Potsdam im B-Finale hinter dem Boot aus Argentinien auf Rang zwei. Enttäuscht zeigten sich dagegen die diesjährigen Europameister im K2 der Herren über 1.000m, Max Hoff (Essen) und Marcus Groß. Nach souveräner Vorstellung im Vor- und Zwischenlauf fand das zu den Titelanwärtern zählende deutsche Duo nicht zu seinem Rennen und beendete es auf Platz fünf. Im K1 über 500m fuhr Marcus auf Rang sieben.
Karate
Nach dem sensationellen Gewinn des Vize-Weltmeistertitels bei der Heim-WM 2014 in Bremen, hatte Duygu Bugur mit einer langwierigen Rückenverletzung zu kämpfen. Fast zwei Jahre musste sie pausieren. Ein fulminantes Comeback gelang ihr bei der Europameisterschaft in der Kategorie Kumite -50kg im türkischen Kocaeli. Vier Siege im Vorkampf sowie einsouveräner Auftritt im Halbfinale gegen ihre tschechische Konkurrentin (5:1) sicherten ihr den Finaleinzug. Leider verlor sie das Finale gegen die starke Ukrainerin Kryva und gewann am Ende Silber. Im Mannschaftswettbewerb der Männer landete das Team mit dem Berliner Mehmet Bolat auf dem fünften Platz.
Leichtathletik
Mit einer Medaille wollte Robert Harting seine letzte WM-Teilnahme krönen und dies im Londoner Olympiastadion, wo er 2012 die Goldmedaille gewann. Die Qualifikation war nach einem Wurf auf 65,32 Meter schnell beendet und im Finale wollte der 32-Jährige mit seiner Saisonbestleistung (66,30 m) angreifen. Die avisierte fünfte Medaille blieb ihm jedoch verwehrt. Er beendet das Diskus-Finale auf Rang sechs mit einer Weite von 65,10 Metern.
Nach einer schwierigen Saison mit gesundheitlichen Problemen (Adduktorenzerrung) wurde Julia Harting Neunte im Diskuswerfen. Mit einem Wurf auf 61,34 Meter fehlten 21 Zentimeter zum Endkampf der besten Acht. Ihr Debüt auf ganz großer Bühne feierte Svea Köhrbrück im Vorlauf über 4×400 Meter. Das DLV-Team lief in 3:26,26 Minuten erstmals seit 2009 wieder in ein WM-Finale und landete auf dem sechsten Platz. Svea kam dabei leider nicht zum Einsatz. Nach seinem überzeugenden Vorlauf schied Timo Benitz im 1.500m- Halbfinale als letzter aus und hatte keine Chance auf das Finale.
Moderner Fünfkampf
Einen WM-Auftakt nach Maß bescherten Alexander Nobis und Christian Zillekens. Sie gewannen bei den Weltmeisterschaften in Kairo die Silbermedaille in der Staffel. Mit einer
Zeit von 1:55,07 Minuten hatte sich das Duo über die 200-Meter-Schwimmdistanz gut geschlagen, anschließend im Fechten etwas an Boden auf die vorderen Plätze verloren. Danach startete das Duo eine fulminante Aufholjagd: Als einzige unter den 17 gestarteten Mannschaften blieb die deutschen Staffel im Reiten ohne Abwurf und leistete sich nur drei Zeitfehler. Damit gelang ihnen ein Sprung von Platz neun auf Rang drei. Mit starken Laufleistungen und perfekten Schießdurchgängen sicherten sie sich WM-Silber.
Anschließend gewannen Lena Schöneborn und Annika Schleu in souveräner Manier den WM-Titel. Mit Topleistungen in allen Disziplinen gewannen die Berlinerinnen mit über 30 Sekunden Vorsprung vor den Teams aus Ägypten und Japan die Goldmedaille. Von Beginn an waren Annika und Lena auf der Siegesspur: Bestleistungen im Schwimmen, beste Fechtbilanz aller Teams, selbst im Reiten – immer eine „Wackeldisziplin“- gelang ein guter Durchgang mit nur einem Abwurf. Im abschließenden Laser-Run hatten die Konkurrenten keine Chance.
Bei den Einzelwettbewerben verpassten Lena und Annika als Vierte und Fünfte die Medaillenränge knapp. Im Fechten und Schwimmen lagen Lena und Annika noch auf Medaillenkurs und erneut entwickelte sich das Reiten zu einem Drama: Beide erwischten „herausfordernde“ Pferde. 263 Punkte für Lena und 248 Punkte für Annika nach vielen Abwürfen bedeuteten einen deutlichen Rückschlag. Dennoch startete Schöneborn als Führende in den Laser-Run, allerdings mit nur knappem Vorsprung auf die Konkurrenz. Mit beeindruckender Treffsicherheit am Schießstand setzten sich die Konkurrentinnen vor Lena. Annika, nach dem missglückten Ritt von Platz 20 in die letzte Disziplin gestartet, bewies großartigen Kampfgeist und erreichte die zweitschnellste Zeit aller Teilnehmerinnen im Laser-Run. Mit Platz 5 gelang ihr das beste WM-Resultat ihrer Karriere.
Die vierte Berlinerin, Ronja Steinborn, war in der Qualifikation als 38. nur um wenige Punkte am Finale gescheitert. Zusammen mit Alexandra Bettinelli, die Rang 27 belegte, gewann das Trio aber in der Teamwertung die Bronzemedaille.
Parakanu
Ein Podestplatz und vier Endlauf-Teilnahmen – das ist die durchwachsene Bilanz der vier deutschen Parakanuten bei den Weltmeisterschaften in Racice. Auch der Silbermedaillengewinner von London, Tom Kierey, war mit Medaillenambitionen ins Rennen gegangen. Der achte Platz war auch für ihn enttäuschend.
Paraschwimmen
Aufgrund der schweren Erdbeben in Mexiko City hat das Internationale Paralympische Komitee entschieden, die Para-Schwimmen-Weltmeisterschaft zu verschieben. Die internationalen Titelkämpfe finden nunmehr vom 27.11. – 6.12.2017 in der mexikanischen Hauptstadt statt.
Rudern
Vom 24. September bis zum 1. Oktober fand die Ruder-Weltmeisterschaft in Sarasota, Florida, statt und dies bei subtropischen Temperaturen. Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes – der Männer-Achter – hatte 2012 letztmalig den WM-Titel geholt. In dieser Saison gingen sie ungeschlagen in das WM-Finale und wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Gold vor den Booten aus den USA und Italien krönte die Saison 2017. Für Schlagmann Martin Sauer war es das insgesamt sechste WM-Gold. Der Männer-Vierer ohne Steuermann mit Wolf-Niclas Schröder, Laurits Follert, Christopher Reinhardt und Paul Gebauer qualifizierte sich direkt für das Halbfinale nach spannendem Rennverlauf und zogen anschließend ins Finale ein. Dort belegten sie am Ende Rang sechs. Der Leichtgewichts-Doppelvierer verfehlte des Sprung ins Finale und siegte später im B-Finale in der Besetzung Jonas Ningelgen, Edvin Novák, Johannes Ursprung und Joachim Agne. Der Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier (LW2x) mit Ronja-Fini Sturm und Leonie Pless schafften ebenfalls den Sprung nicht ins Finale und belegten im B-Finale den 3.Platz.
Schwimmen
Bei der Weltmeisterschaft in Budapest schwamm die 4x100m Mixed-Lagenstaffel in der Besetzung Lisa Graf, Marco Koch, Aliena Schmidtke und Damian Wierling auf einen siebten Platz. Das Team steigerte sich gegenüber dem Vorlauf um mehr als eine Sekunde auf 3:46.03. Über 200m Rücken wurde Lisa Elfte. Sie steigerte sich gegenüber dem Vorlauf nochmals um über eine Sekunde, konnte mit 2:09.00 Minuten den Sprung in das Finale aber nicht perfekt machen.
Segeln
Am Schilksee in Kiel fanden die Europameisterschaften der 49er, 49erFX und Nacra17 Mix statt. Über 400 Aktive aus 39 Nationen nahmen an dem kontinentalen Event teil. Im 49erFX der Damen übernahmen Victoria Jurczok und Anika Lorenz zwischenzeitlich sogar die Führung, sind aber in der Medal-Races bei Windstärken über 20kn auf Platz 3 zurückgefallen. Fabian Graf ersegelte mit seinem Teamkollegen Tim Fischer bei den 49ern einen 19. Platz.
Bei den anschließenden Weltmeisterschaften der 49er und 49er FX in Porto konnte zweieinhalb Tage wegen Nebel und Windstille nicht gesegelt werden. Danach ging es los und Victoria Jurczok und Anika Lorenz lagen zwischendurch auf Medaillenkurs, verpassten am Ende aber das Podium als Fünfte. Sie wurden damit bestes deutsches Damenteam im Feld der 56 teilnehmenden Mannschaften.
Tischtennis
Die deutschen Frauen haben ihren vierten EM-Titel in Serie verpasst. Im Endspiel verlor das Team von Bundestrainerin Jie Schöpp in Luxemburg mit 2:3 gegen Rumänien. Im entscheidenden fünften Spiel unterlag die deutsche Nummer eins Han Ying überraschend mit 1:3 Sätzen gegen Daniela Dodean-Monteiro. Zuvor hatte Shan Xiaona ihre beiden Spiele gewonnen. Im entscheidenden fünften Spiel verlor die 20-jährige EM-Debütantin Nina Mittelham ihr Einzel mit 1:3 Sätzen. Petrissja Solja musste gesundheitsbedingt auf einen WM-Start verzichten.
Volleyball
Die deutschen Volleyballer haben bei der Europameisterschaft in Polen Geschichte geschrieben. Vier Spiele – vier Siege: so die Bilanz der Vorrunde. Damit stand erstmals seit 24 Jahren eine deutsche Mannschaft in einem EM-Halbfinale. Dieses entwickelte sich zu einem wahren „Krimi“. Die ersten beiden Sätze gegen den Favorit aus Serbien gingen verloren. Dank einer furiosen Aufholjagd siegte das Team von Bundestrainer Andrea Giani noch mit 3:2 und hatte Silber sicher. Vor über 10.000 Zuschauern siegte Russland in Krakau denkbar knapp mit 2:3. Es war die erste EM-Medaille in der Geschichte des deutschen Volleyballs überhaupt.
Im Team auch Jungstar Linus Weber vom VC Olympia und die ehemaligen VCO-Spieler Jan Zimmermann, Marcus Böhme, Simon Hirsch, Denis Kaliberda, Christian Fromm, Ruben Schott, Julian Zenger; d.h. von 14 Spielern durchliefen 8 Spieler eine Ausbildung am Berliner Stützpunkt. Kurz vor EM-Beginn kam verletzungsbedingt das EM-Aus für Egor Bogachev von den BR Volleys.